MORGEN: Die Chaussee der Enthusiasten kämpft mit den Widrigkeiten des alltäglichen Lebens, der Kindererziehung und dem Bauamt
Sie nennen sich seit gut zehn Jahren die schönsten Schriftsteller Berlins. Würden die Mitglieder der Chaussee der Enthusiasten mal schlechte Texte vorlesen, könnten sie jede Beschwerde damit abwehren, dass sie dabei, wie versprochen, gut aussahen. Und, käme jemand auf die Idee zu behaupten, dass die sechs jetzt nicht sooo schön seien, bliebe immer noch die Möglichkeit darauf zu verweisen, dass sie als zeitgenössische Schriftsteller natürlich eher ironisierend auf ihr Äußeres rekurrierten, und wenn das nichts hilft, ließe sich in rauer Berliner Lesebühnenmanier einfach so was sagen wie: „Schon mal die Kollegen gesehen? Die reinste Freakshow.“ Aber! Das alles sind müßige, zeilenschinderische Gedanken, denn selbstverständlich sind die jeden Donnerstag von Stephan Zeisig, Dan Richter, Robert Naumann, Andreas Kampa (genannt Bohni), Jochen Schmidt und Kirsten Fuchs vorgetragenen Texte zuverlässig Kleinode der deutschsprachigen Bühnenliteratur. Nicht umsonst können Fuchs und Schmidt das elegante Hobby des Literaturpreissammelns betätigen. Die Chaussee ist Heimstatt routinierter Alltagsbeobachter und fröhlicher Weltkommentierer, die zumindest bis Weihnachten noch im Exil im Jugendklub Skandal residieren müssen, danach voraussichtlich wieder im RAW-Tempel.
Chaussee der Enthusiasten: 26. 11., 21 Uhr, Skandal, Gryphiusstr. 29
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