Sportbund gibt den Widerstand nicht auf

Landessportbund-Chef Schneeloch zum Streit um Fusion von NOK und DSB: „Bisher hat man uns nur Zückerchen hingeworfen“. Druck auf Landessportverbände steigt. Ex-Ministerin Ridder-Melchers für mehr Frauen im Sport

DUISBURG taz ■ Der Landessportbund Nordrhein-Westfalen gibt seinen Widerstand gegen die große Fusion im deutschen Sport nicht auf. „Bisher hat man uns nur Zückerchen hingeworfen und ist nicht auf unsere Kritik eingegangen“, sagte LSB-Chef Walter Schneeloch gestern zur taz. Seit Wochen wehrt sich der LSB-NRW gegen die geplante Fusion von Deutschem Sportbund (DSB) und Nationalem Olympischen Komitee (NOK) zum neuen Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB).

Bei einem Treffen heute und morgen in Mainz wollen die Vertreter der bundesweit 16 LSB darüber beraten, ob sie am 10. Dezember auf dem DSB-Bundestag in Köln grünes Licht für die Fusion geben oder diese platzen lassen (taz berichtete). NRW-LSB-Chef Schneeloch kommt derweil unter Druck. Reformskeptiker wie Schneeloch werden zusehends als störrische Nein-Sager dargestellt. „Ihren Widerstand gegen die Vereinigung begründen die Landessportbünde mit Scheinargumenten“, sagte Thomas Bach, deutsches Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, dem Tagesspiegel. „Herr Bach sollte nicht polemisieren, sondern endlich mal auf unsere Argumente eingehen“, so Schneeloch. Es gehe den Kritikern der Reformpläne nicht um Posten, sondern um ein „demokratisches Stimmenverhältnis“ im deutschen Sport.

Den Landessportbünden, die derzeit im DSB einen Anteil von 42 Prozent der Stimmen haben, waren im Abschlussbericht der Strukturkommission 20,4 Prozent der Stimmen in der Mitgliederversammlung des neuen Verbandes zugestanden worden. Dieser Anteil wurde zwischenzeitlich auf 33 Prozent erhöht, weshalb die LSB-Ablehnungsfront laut Medienberichten bröckelt. „Man muss jetzt in Mainz mal sehen, ob die Solidargemeinschaft hält“, so LSB-Chef Schneeloch. Er habe keine Lust am Ende allein da zu stehen.

Hinter dem Zoff um Quoten in Entscheidungsgremien steht die Furcht vieler LSB-Vertreter, im neuen DOSB untergebuttert zu werden. Am Duisburger Hauptsitz des LSB will man an der föderalen Grundstruktur im deutschen Sport festhalten. Bei Entscheidungen über den Breiten- und Jugendsport wollen die einzelnen Landessportbünde weiter mitreden und nicht die Macht an exklusive NOK-Gremien abgeben. „Man müsste mehr über Strukturen und Aufgaben nachdenken, statt über Personen und Fusionen, etwa des Nationalen Olympischen Komitees und des Deutschen Sportbundes“, hatte der damalige LSB-Vize Johannes Eulering schon vor einem Jahr im taz-Interview gesagt. Offiziell soll der DOSB die verbandspolitische Antwort auf das schwache Abschneiden der deutschen Athleten bei Olympia 2004 in Athen sein, inoffiziell fürchten manche einen kalten Putsch des exklusiven, aber finanzpolitisch bisher machtlosen NOK. „Straffung der Strukturen in der Leistungssportförderung, ja. Einführung eines totalen, gar von außen gesteuerten Zentralismus in allen Fragen der Sportentwicklung, nein“, so die Formel von LSB-Landeschef Schneeloch.

Während die LSB-Front in Mainz ihre Haltung abklären will, haben die Frauen im DSB bereits die meisten ihrer Ziele bei der Fusion erreicht. „Es wird regelmäßig Berichte zur Gleichstellung im Sport geben und eine Vizepräsidentin“, sagt Ilse Ridder-Melchers, Chefin der DSB-Frauenorganisation. Die frühere NRW-Ministerin appelliert an die Frauen, Ehrenämter im Sport zu übernehmen und auch Spitzenämter anzustreben: „Obwohl inzwischen 40 Prozent der Vereinsmitglieder Frauen und Mädchen sind, besetzen sie erst 10 Prozent der Führungspositionen.“ MARTIN TEIGELER