: „Wollen knallhart Moneten“
VERKAUF Der anarchistische Buchhandel „Anares“ öffnet sein Lager zum Stöbern – zum 3. Advent
■ 47, hat 1990 den norddeutschen Ableger der damalige „Anares“ Buch- und Verlagsförderation gegründet.
taz: Herr Grüneklee, Anares ruft zum Konsum auf? Als anarchistischer Buchladen?
Gerald Grüneklee: Naja, nun. Wir sind nicht auf einer Insel, sondern inmitten einer feindlich gesonnenen Realität. Bei Vermietern und Lieferanten funktioniert das Tauschprinzip nicht so, die wollen knallhart ihre Moneten. Wir sind noch mehr als Aktiengesellschaften, die Börsenkapital akquirieren können, von unseren KonsumentInnen abhängig. Kleine Betriebe haben keinen Puffer.
Also steigen Sie in den Weihnachtsverkaufs-Reigen ein?
Weihnachten ist so gut oder so schlecht wie jedes andere Ereignis auch. Bis 2006 hatten wir das Ladengeschäft in der Brunnenstraße, das Lager kann man seitdem nur auf Anfrage besichtigen. Dass wir es öffnen, ist eine gute Gelegenheit, um jenseits vom Trubel zu stöbern.
Was finde ich bei Ihnen, was es nicht auch bei Thalia gibt?
Die großen Buchhandlungen haben nur die Bestseller-Stapelware. Wir haben schöne Literatur, aber setzen inhaltliche, politische Schwerpunkte. Kleine Verlage und Buchläden sind die Avantgarde, sie bereiten die Themen für die großen Verlage vor. Das ist die Krux der Alternativökonomie, dass man nicht mehr davon profitiert, wenn es erfolgreich wird.
Wie stark ist die Konkurrenz durchs Internet?
Es war eine Bereicherung, um zu recherchieren. Denn ich kann ja nicht durch die halbe Welt reisen, um ein Buch zu suchen. Eine Zeit lang hatten die Antiquariate durch Online-Verkäufe sehr fette Jahre. Aber mittlerweile richtet sich die Entwicklung gegen die Läden, durch einen immensen Preisdruck.
Hat sich auch die Buchladen-Kultur geändert?
Definitiv. Themen zu lancieren war in den Buchläden auch mit Öffentlichkeit verbunden. Buchläden waren soziale Orte. Das ist weggebrochen, weil die Kommunikation jetzt anders läuft – vom Rechner aus. Interview:jpb
15-20 Uhr, Borgfelder Heerstaße 51