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Archiv-Artikel

kein kommentar Ich bin kein Berliner

Von STG

Nein, David Montgomery geht wirklich kein besonders guter Ruf voraus. „Rommel“, diesen nicht eben schmeichelhaften Spitznamen verpassten ihm seine KollegInnen bei den Murdoch-Blättern Today und News of the World. Den Daily Mirror, die früher (und heute wieder) Labour-nahe Boulevardzeitung, sanierte der Thatcher-Getreue auf die harte Tour. Montgomery entließ Redakteure gleich reihenweise und vertrieb etliche prominente Schreiber, darunter einen gewissen Alasdair Campbell, der es vorzog, in die Politik zu wechseln.

Und dieser Montgomery will nun mit seinem Unternehmen Mecon und der Risikokapitalgesellschaft 3i den Berliner Verlag (Berliner Zeitung, Kurier, tip) kaufen (taz vom 11. 10). Gestern hatte er sich zusammen mit dem Deutschland-Chef von 3i, dem ehemaligen Bertelsmann-Manager Stephan Krümmer in Berlin angesagt. Das gibt reichlich Stoff für Kahlschlagängste und Untergangsvisionen.

Sehr wohltuend (Achtung, jetzt kommt Kollegenlob) ist dagegen die Art, wie die Berliner Zeitung in diesen Tagen in eigener Sache berichtet: kritisch, offen und – ganz anders als sonst in der Branche üblich – so ehrlich wie ausführlich.

Welche Ironie: Da werden Befürworter des Springer-Fernsehdeals mit ProSiebenSat.1 nicht müde zu betonen, man solle sich doch gefälligst freuen, dass so eine deutsche TV-Familie nicht einem bösen ausländischen Medienhai geopfert wird. Ganz im Sinne der Deutschland AG. – Und dann bröckelt es plötzlich am Bollwerk der deutschen Presse, die sich immer für immun gegenüber internationalen Avancen gehalten hat. Nicht bei irgendeinem Blatt, sondern einer respektablen Hauptstadtzeitung.

Für Montgomery dürfte der mögliche Ausflug nach Berlin (unterschrieben ist ja noch nichts) dagegen eher unter „kleinere Fische“ rangieren. Ein von ihm beratenes Konsortium hatte 2004 auch erfolglos um den Gral der konservativen britischen Presse, den Daily Telegraph, mit geboten. Übrigens genauso erfolglos wie ein anderes Unternehmen namens Axel Springer AG. Aber das ist eine ganz andere Geschichte. STG