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KUNST

KunstBrigitte Werneburgschaut sich in Berlins Galerien um

Die Contemporary Fine Arts-Ausstellung mit Adam Wiener war nicht als eine in memoriam gedacht. Dann aber starb der Sohn des Schriftstellers, Kybernetikers und Gastronomen Oswald Wiener leider unerwartet mit nur 51 Jahren, und damit ist jetzt das nachgelassene Werk zu sehen.

Die großformatigen, bunten und gern übervollen Bilder sind in vielfachen Schichten aufgebaut. Ein Poster oder ein bedruckter Stoff liefert ein erstes Motiv, das dann mit Farbe, aber auch Materialien wie Federn oder Schnüren dekoriert und einem Muster überzogen wird. Darüber kann dann wieder eine Transparentfolie zu liegen kommen, die weiterbearbeitet wurde. Adam Wiener prägt dann auch mal eine hübsche Girlande aus lustigen Totenköpfen über gekreuzten Knochen in die Transparentfolie, unter der ein Blumenmotiv zu entdecken ist. Michael Jacksons Porträt überdeckt ein Schleier aus Pfauenfedern, und Fred Feuerstein tritt plastisch aus einem abstrakt gehaltenen Umfeld aus leuchtend pinken, blauen, neongrünen und gelben Farbflecken hervor (bis 13. 8., Di.–Fr. 11–18, Sa. 11–16 Uhr, Grolmanstr. 32/33).

Alle 18 Aquarelle, die sich im ersten Stock der Galerie Buchholz die Wänden entlangziehen, heißen „Dans la rue“. Und in jedem hält der amerikanische Kritiker, Autor und Mitglied des Künstlerkollektivs Bernadette Corporation, John Kelsey, Typen fest, die sich verprügeln. Manchmal sieht es wie ein sportlicher Boxkampf aus, weil einer der Kontrahenten einen nackten Oberkörper zeigt. Kelsey hat sämtliche Szenen im Internet gefunden, worauf in „Dans la rue, 4“ das berühmte Dreieck hinweist, das man anklickt, um das Video beispielsweise bei YouTube zu starten. Man denkt ja oft, heutzutage braucht man nicht mehr nach draußen gehen, um in der Welt zu sein, es gibt ja das Netz. Aber dass sich Männer so viel auf der Straße, auf Stellplätzen und in Parkhäusern prügeln, das ist eben nicht die Welt, sondern nur die Welt der Motivsammler.

Lutz Bacher, die Buchholz im zweiten Stock zeigt, wird sich nicht auf der Straße prügeln, denn Lutz Bacher ist, anders als ihr Künstlername nahelegt, eine Künstlerin. Lange Zeit als artist’s artist gehandelt, wird sie zuletzt viel ausgestellt und einem breiteren Publikum bekannt. Das sieht sich dann mit einer Vielzahl von Medien, Methoden, Stilen und Haltungen, in denen sich Bachers Arbeiten bewegen, konfrontiert. Ihr eiserner Anker, „Silence of the Whale“, 2016, korrespondiert dann mit Kelseys bei Ebay erworbenen, geschnitzten Walen, die das Bild der Obsessionen amerikanischer Männlichkeit abrunden (bis 27. 8., Di.–Fr. 11–18, Sa. 11–16 Uhr, 2.–6. 8. Sommerpause, Fasanenstr. 30).

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