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Archiv-Artikel

In Düsseldorf ist Zapfenstreich

Die Bundeswehr plant einen Zapfenstreich im Düsseldorfer Kulturzentrum Ehrenhof. Die Historie des Platzes ist jedoch bedenklich: Erbauer Wilhelm Kreis zählte später zu den Top-Architekten der Nazis

VON BORIS R. ROSENKRANZ

Nach dem öffentlichen Gelöbnis in Köln Ende vergangenen Monats plant die Bundeswehr nun einen Großen Zapfenstreich in der Landeshauptstadt. Wie die taz erfuhr, soll die Zeremonie Mitte Juni nächsten Jahres im Düsseldorfer Ehrenhof stattfinden – direkt vor dem NRW-Forum Kultur und Wirtschaft. Pikant: Architekt Wilhelm Kreis, der den Ehrenhof in den 1920er Jahren schuf, zählte später zu Hitlers Top-Architekten und baute ein Weltkriegsmuseum.

Ursprünglich sollte der Zapfenstreich, eine Militärtradition zu besonderen Anlässen, im Zentrum des Ehrenhofs neben dem Museum Kunstpalast über die Bühne gehen. Dafür sollten auch diverse Skulpturen auf dem Platz abmontiert werden. Dass jetzt der größere Platz vor dem NRW-Forum angedacht ist, der auch zum Kulturzentrum Ehrenhof zählt, hat offenbar mehrere Gründe. Einerseits soll die Fläche neben dem Kunstpalast der Bundeswehr zu klein gewesen sein, andererseits stieß die ursprüngliche Planung im Kulturzentrum auf Kritik. Auch dass zur selben Zeit im Ehrenhof ein Pavillon des Düsseldorfer Kunstfestivals Quadriennale steht, dürfte zur Neuplanung beigetragen haben.

Komisch ist nur: Bei der Stadt Düsseldorf will man von der Bundeswehr-Feierlichkeit nichts wissen. Stadtsprecher Volker Paulat sagt, dass von einem Zapfenstreich nichts bekannt sei. Dabei war es das Garten- und Friedhofsamt der Stadt, das die am Ehrenhof ansässigen Museen unlängst über den Zapfenstreich informiert hat. Ohnehin arbeitet die Bundeswehr mit den Städten, in denen ein Zapfenstreich stattfinden soll, eng zusammen. „Man fragt die Stadt an und sucht dann gemeinsam nach einem Ort“, sagt ein Sprecher der Bundeswehr, der anonym bleiben will. Er bestätigt, dass es einen Zapfenstreich in der Landeshauptstadt geben wird.

Anlass ist die Außerdienststellung der Siebten Panzerdivision in Düsseldorf. Zunächst soll es einen Appell geben, dann einen Empfang und abends den Zapfenstreich. Bezüglich der Auswahl des Platzes sagt der Sprecher: „Wir gehen nicht auf Konfrontationskurs.“ Es werde darauf geachtet, dass ein Platz nicht historisch belastet sei. In den Museen am Ehrenhof weiß man allerdings um die bedenkliche Karriere, die Architekt Wilhelm Kreis gemacht hat.

1873 in Eltville am Rhein geboren, studierte Kreis unter anderem in München und Karlsruhe. Nach seinem Staatsexamen wurde er durch zahlreiche Bismarcktürme bekannt, die nach seinen Entwürfen errichtet wurden. Im Jahr 1924 schuf Kreis eines der ersten Hochhäuser Deutschlands: das Wilhelm-Marx-Haus in Düsseldorf. In der NS-Zeit arbeitete Kreis dann eng mit Generalbauinspektor Albert Speer zusammen und wurde 1941 von Hitler zum Generalbaurat für die deutschen Kriegerfriedhöfe ernannt. 1943, zwölf Jahre vor seinem Tod, wurde er zum Präsident der Reichskammer der Bildenden Künste befördert.