Eine Niederlage, die Erwartungen dämpft

ABGEWATSCHT Nach dem 0:3 in Leverkusen sind die Träume der HSV-Fußballer von Europa vom Tisch

Eigentlich fiel Thorsten Fink nach dem enttäuschenden 0:3 des Hamburger SV bei Bayer Leverkusen nur auf eine Frage eine spontane Antwort ein. Allerdings war sie gar nicht für den HSV-Trainer bestimmt gewesen. Leverkusens Trainer Sascha Lewandowski wurde gefragt, ob er glücklich darüber sei, als gejagter Tabellenzweiter statt als Underdog in die Rückrunde der Fußball-Bundesliga zu gehen. Lewandowski dachte lange nach und Fink fuhr dazwischen: „Also, ich würde ja sagen …“ Aber vielleicht kann er ganz froh darüber sein, dass sein HSV nun ohne die ganz großen Erwartungen in die Winterpause geht.

Kollektiver Blackout

Denn vor diesem leblosen Auftritt war gerechnet worden: Bis auf drei Punkte hätte der HSV an den Tabellenzweiten heranrücken können. In Hamburg hätten sie wieder angefangen, von der Champions League zu träumen. Ob das dieser Mannschaft gut getan hätte? In Leverkusen litt das Team unter einem „kollektiven Blackout“, wie Sportchef Frank Arnesen deprimiert feststellte. Fink suchte vergeblich nach Erklärungen. Dass dem Team die Reise nach Brasilien in der Vorwoche noch in den Knochen steckt, glaubte er nicht. Eher spielten „die zwei Stunden Verspätung, die der Zug hatte“ eine Rolle, mutmaßte der Trainer.

Aber auch dieses Ärgernis kann kaum erklären, warum gleich sieben, acht Profis völlig überfordert wirkten. Aogo, Per Ciljan Skelbred und Tolgay Arslan spielten zahllose Fehlpässe, und „von Milan Badelj war es das das schlechteste Spiel, das ich je gesehen haben“, verriet Arnesen. Michael Mancienne schlief bei André Schürrles 2:0 (36.), während Heiko Westermann mit einer missglückten Ballannahme das 3:0 von Stefan Kießling vorbereitete (67.). „So viele Konter wie heute haben wir in der ganzen Hinrunde nicht bekommen“, meinte der Kapitän.

Recht gute Hinrunde

Wäre er entschlossen herausgelaufen, hätte René Adler diesen letzten Treffer vielleicht verhindern können, aber eigentlich war die Partie schon nach Kießlings frühem 1:0 (26.) verloren. Denn „wir haben von der ersten Minute an, sämtliche Tugenden vermissen lassen“, meinte der Torhüter. Dass die Hamburger sich diesen desillusionierenden Auftritt ausgerechnet zum Vorrundenfinale erlaubten, findet Adler besonders ärgerlich. „Der letzte Eindruck vor Weihnachten bleibt erstmal ein paar Wochen hängen“, sagte er, man dürfe darüber nicht vergessen, dass nach katastrophalem Start noch eine recht gute Hinrunde gelungen sei.

Gerade die vergangenen Wochen, als die Mannschaft trotz des Ausfalles von Rafael van der Vaart viele Punkte gesammelt hat, machen Hoffnung. „Wir hätten eine richtig gute Hinrunde gespielt, wenn wir heute gewonnen hätten, so war sie noch okay“, zog Dennis Aogo Bilanz. Vielleicht führt dieser Rückschlag ja dazu, dass sie in der Winterpause nicht träumen, sondern noch ein klein wenig demütiger und akribischer arbeiten.  DANIEL THEWELEIT