THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Unaufhaltsam geht die Spielzeit ihrem Ende entgegen. Vor der Sommerpause schöpfen jetzt manche Häuser noch einmal aus dem Vollen: die Schaubude in der Greifswalder Straße zum Beispiel, zentrale Spielstätte für zeitgenössisches Puppentheater in dieser Stadt. Am 2. Juli lädt das berühmte Haus zur Langen Nacht der Freien Puppentheaterein: von 13 Uhr bis 1 Uhr morgens kann man 12 Stunden lang am Stück die tollsten Produktionen aus dem Figuren-, Puppen- und Objekttheater sehen. Die Stücke dauern zwischen 5 und 40 Minuten und betrachten die Welt aus den ungewöhnlichsten Perspektiven. Darunter sind so hinreißende Projekte wie Sylvia Barths „Poem für einen Goldfisch“ (14 Uhr)oder die bedrückende Puppenperformance „Hermann und Hermine“ (20.20 Uhr). Peter Waschinsky zeigt sein Goethe-Projekt „Faust nach Goethe – und davor“, in dem er den berühmten Stoff mit Marionetten und nackten Händen (Faust!) erzählt. Alexandra Kaufmann präsentiert ihre Miniatur-Trilogie „Drei kleine Selbstmorde“ (23.45 Uhr).Weit nach Mitternacht wird dann noch der Publikumspreis verliehen (Schaubude: „Lange Nacht der Freien Puppentheater Berlins“, 2. Juli, ab 13 Uhr).

Ungewöhnlich ist auch die Perspektive, mit der „Guerilla Girls and Beuys“ die Zuschauer konfrontiert. „Guerilla Girls and Beuys“ ist ein Hybrid aus bildender und darstellender Kunst und beschäftigt sich mit Identitätskonstruktionen. Namenspate des Titels ist unter anderem die New Yorker Künstlerinnengruppe „Guerilla Girls“, die anonym operiert und deren Mitglieder bei öffentlichen Auftritten stets Gorilla-Masken tragen. Der Düsseldorfer Aktionskünstler Joseph Beuys, Namenspate Nummer zwei, steht unter anderem für einen erweiterten Kunstbegriff. Während die Aktivistinnen der echten Guerilla Girls für ihre Aktionen Namen prominenter Künstlerinnen kapern, sind im Acker Stadt Palast ab 1. Juli deutlich identifizierbare Künstler zu sehen: die Tänzerin und Choreografin Christel Brink Przygodda und der Lichtdesigner und Bildende Künstler Philippe Vey­runes nämlich, die einen Raum aus Licht, Bildern und Tönen zum Thema „Identität“ schufen, den sie allabendlich mit einer Live-Performance eröffnen, in dem sich anschließend die Zuschauer verlieren können. Aber vielleicht finden sie sich dort auch (Acker Stadt Palast, 1.–3. 7., jeweils 20 Uhr).

Am 3. Juli ist in der Komischen Oper außerdem noch mal Barrie Koskys tolle Inszenierung der tragischen Oper „Castor & Pollux“ von Jean-Philippe Rameau zu sehen. Wen die Temperaturen draußen noch nicht zum Schmelzen bringen: der Abend schafft das bestimmt!