: Assads Vize rechnet nicht mehr mit dem Sieg
SYRIEN In einem Interview schlägt Faruk al-Scharaa die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit vor
BEIRUT/BERLIN rtr/taz | Syriens Vizepräsident Faruk al-Scharaa rechnet nicht mehr mit einem Sieg der Regierungstruppen in dem Bürgerkrieg. Weder die Truppen von Präsident Baschar al-Assad noch die Rebellenkämpfer seien in der Lage, sich entscheidend durchzusetzen, sagte Scharaa der libanesischen Zeitung Al-Achbar. Der Sunnit Scharaa gehört nicht dem inneren Machtzirkel Assads an, der sich überwiegend aus der alawitischen Bevölkerungsgruppe rekrutiert.
Scharaa forderte in dem Interview eine „historische Lösung“ für den Konflikt. Daran müssten die Regionalmächte und die UNO beteiligt werden. Zudem schlug er die Bildung einer Regierung der nationalen Einheit vor. Die Opposition mit ihren unterschiedlichen Fraktionen könne nicht beanspruchen, die einzige legitime Vertretung des syrischen Volkes zu sein.
Scharaa ist der bislang ranghöchste Vertreter der Staatsführung, der öffentlich Zweifel am Sieg Assads äußert. An der Führung des Kampfes gegen die Aufständischen ist er selbst nicht beteiligt. In dem Interview sagte er weiter, Assad mache „kein Geheimnis daraus, dass er die Angelegenheit militärisch regeln will“. Nur danach sei laut Assad ein politischer Dialog möglich.
In regierungsnahen Kreisen hieß es, Scharaa sei von Anfang an gegen ein militärisches Vorgehen gegen die Opposition gewesen. Auf der Website der staatlichen syrischen Nachrichtenagentur Sana wurde ausführlich über das Interview berichtet.