: Deutsche Bank im Abseits
ERMITTLUNGEN Der Branchenführer verstärkt die Vertrauenskrise in das Bankensystem. SPD und Linke fordern Aufklärung und bessere Kontrolle, Finanzwissenschaftler Hickel will ein neues Geschäftsmodell
BERLIN taz/dpa | Der Ärger in und mit der Deutschen Bank ist noch nicht vorbei. Für den richtigen Kick sorgte dabei ein Telefongespräch, mit dem Co-Vorstandschef Jürgen Fitschen sich in der vergangenen Woche offenbar bei Hessens Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) über die Razzien in der Frankfurter Zentrale beschwert hatte.
„Die Vorgänge bei der Deutschen Bank schreien geradezu nach mehr Regulierung, Aufsicht und einem funktionierenden Wirtschaftsstrafrecht“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion, Joachim Poß, nun am Montag. Die Linksfraktion im Bundestag forderte einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss.
Nicht nur Politiker, sondern auch Kommentatoren sprechen von einer „tiefen Vertrauenskrise“. Die Fahnder hatten die Razzia damit begründet, dass 25 Mitarbeiter des Branchenführers, darunter auch Fitschen, in einen der größten Fälle von Umsatzsteuerbetrug in der Geschichte der Bundesrepublik verwickelt sein sollen. Zudem soll die Deutsche Bank die Ermittlungen erschwert haben, indem sie E-Mails vernichtete.
„Das Bankengeschäft lebt vom Vertrauen“, sagte der Bremer Finanzwissenschaftler Rudolf Hickel der taz. „Und die Deutsche Bank hat es nun geschafft, das Vertrauen in die ganze Branche zu zerstören.“ Er verwies auf diverse Prozesse, die die US-Börsenaufsicht gegen das Unternehmen angestrengt hat. Die Deutsche Bank habe immer wieder versucht, ohne Kundenauftrag Spekulationsgewinne zu machen – und deshalb immer neue Finanzprodukte entwickelt. „Wenn ein Institut so außer Rand und Band ist, kann es schon mal passieren, dass die Grenzen zwischen legalen und illegalen Geschäften verschwimmen.“ Um aus diesen Problemen wieder herauszukommen, brauche das größte deutsche Geldinstitut dringend ein neues Geschäftsmodell – und das hatten Fitschen und sein Co-Chef Anshu Jain bei ihrem Amtsantritt im Juni eigentlich auch versprochen. „Die Deutsche Bank muss raus aus dem Spekulationsgeschäft und rein in ein normales Bankgeschäft“, forderte Hickel. BW