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Archiv-Artikel

Ungestörter Rechtsrock

Neonazi-Konzert in Rothenburgsort kann von der Polizei unbehelligt stattfinden. Nur aus „Sicherheitsgründen“ müssen sich die Rechten beim Rocken abwechseln

Recht zufrieden wirkte Christian Worch. Gelassen stand der Neonazi-Führer der „Freien Kameradschaften“ vor der Halle auf dem Gewerbegelände in der Billstraße 199, längst schallte Rechtsrock aus dem roten Klinkergebäude. Nach und nach trafen über 400 Neonazis ein. Vier Bands aus der Szene, „Parth of Resistance“, „World of Anger“, „HKL“ und „Donnerhall“, sollten auftreten.

Kurz vor Konzertbeginn gegen 20 Uhr am Samstagabend hatte eine Polizeistreife das Gelände in Rothenburgsort verlassen. Das Konzert war „bei den zuständigen Behörden angemeldet“, betonten die Veranstalter. Am späten Abend schauten Einsatzkräfte aber noch mal vorbei. Denn wegen „der Sicherheit“ durften nur 200 Personen in die Halle.

Kein Problem für die Veranstalter, die flugs ein Rotationsprinzip einführten. „Wenn jemand rauskam, durfte jemand anders wieder rein“, berichtet ein Neonazi im Internet. Genervt waren sie nicht. „Frischluft muss halt sein“, merkt er weiter an und betont, „die Bullen waren auch friedlich. Ärger gab es nicht.“ Eine Polizeisprecherin bestätigt den ruhigen Verlauf.

Sicherheitshalber kontrollierten Neonazis in roten Shirts mit dem Aufdruck „Saalschutz“ noch mal die Anreisenden aus ganz Norddeutschland. Mancher Hamburger kam gleich mit Bier in der Hand vom S-Bahnhof Rothenburgsort.

Nach einem internen Schreiben bemüht sich Worch seit 2001 in „Sachen Musikveranstaltungen“, mehr „Rechtssicherheit“ zu erreichen. Der Hamburger Verfassungsschutz bestätigte Worchs Bemühungen schon im vergangenen Jahr. Nun scheinen die Bedingungen für Konzerte austariert zu sein. Bereits vor wenigen Wochen hatten Rechte auf Neonazi-Websites erfreut verkündet, dass die Veranstalter eines Rechtsrockkonzerts in Hamburg einen Rechtsstreit gewonnen hätten. Sie hatten erfolgreich gegen die polizeiliche Unterbindung eines angekündigten Konzertes geklagt.

Weitere Konzerte im Norden werden immer wieder von Kadern des verbotenen Netzwerks „Blood and Honour“ wie Torben Klebe geplant. Anfang Juli hatten die schleswig-holsteinischen Behörden allerdings noch ein von Worch veranstaltetes Konzert in Lübeck beendet. Andreas Speit