: Noch-nicht-Bewährtes in neuer Fassung
Der neue Masterplan zur Kulturentwicklung setzt auf Evaluation und Förderkriterien. Die müssen allerdings noch entwickelt werden
Bremen taz ■ Euphorisch wirkte Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU) nicht, als er gestern den „Masterplan für die Kulturentwicklung Bremens 2006 – 2011“ vorstellte. Das muss jedoch nicht dem Papier geschuldet sein. Weder die derzeit laufende Aufstellung des Kulturhaushaltes noch die Situation des Theaters oder die seiner Kulturverwaltung geben Jörg Kastendiek Anlass zu Frohsinn. So präsentierte er den Plan, der von einer Arbeitsgruppe unter Vorsitz von Kulturstaatsrätin Elisabeth Motschmann ausgearbeitet wurde, mit der Entschlossenheit desjenigen, der in seinem Hause aufzuräumen gewillt ist.
Das 38-Seiten starke Papier beschäftigt sich mit dem kulturellen Profil Bremens, der Bedeutung von Kultur für die Stadtentwicklung, Strategien von Kulturvermittlung und schließlich den Prinzipien künftiger Kulturförderung. All das Themen, mit denen sich bereits der – allerdings halb so umfangreiche – erste „Masterplan“ vor einem Jahr befasst hat. Der war wegen seines zu wenig eigenständigen Kulturbegriffs und einer möglichen Überbewertung der Projektförderung von der Kulturszene kritisch aufgenommen worden. Der neue Plan betont dagegen die Eigenständigkeit von Kultur, ihren „Eigensinn“ und die Unmöglichkeit „eindeutig fixierbarer Ergebnisse“.
Eindeutig ist hingegen, dass man am Ausbau der Projektförderung festhält. Im Gegensatz zu dem als wenig konkret kritisierten ersten Plan finden sich nun sogar Zahlenvorgaben: Statt wie bislang drei Prozent, soll die Projektförderung im Verhältnis zur institutionellen Förderung künftig fünf bis zehn Prozent ausmachen. Zugleich soll diese Förderung auch mittelfristig, das heißt bis zu vier Jahren, gewährt werden, um den Künstlern Planungssicherheit zu gewähren.
So wie die Projektförderung als Antriebsfeder zum „Wettbewerb der Ideen“ dienen soll, zieht sich die Forderung nach mehr Qualitätskontrolle, überprüfbaren Auswahlkriterien und Zielvorgaben durch das Papier. Fast alle diese Begriffe waren bereits in den alten Entwürfen zu lesen, diesmal werden sie allerdings ausführlicher dargestellt. Doch während detailliert zwischen diversen Förderinstrumenten (Individualförderung, Konzeptförderung oder Produktionsförderung) unterschieden wird, bleiben die so oft eingeforderten Auswahlkriterien, anhand derer unabhängige Fachgremien entscheiden sollen, so allgemein wie bisher. Auch die Förderpolitik selbst müsse einer Evaluation unterzogen werden, so die Forderung der Autoren. Dass die Umsetzung dieser – von wem und wann auch immer erarbeiteten – Kriterien nicht von der ausstehenden Reform der Kulturverwaltung zu trennen ist, darauf verwies Kastendiek selbst: „Dort treffen wir sicher noch auf die eine oder andere Herausforderung“. Ende des Monats soll der Masterplan der Kulturdeputation vorgelegt werden, um dann, so Kastendiek, in der „kulturpolitischen Öffentlichkeit“ diskutiert zu werden. grä