Fallturm auf Wanderschaft

Werbeheft der big zeigt Bremen als buntes Wirtschaftswunder. Weil hier alles gut aussehen soll, wurde der Fallturm kurzerhand ein paar hundert Meter verschoben

Bremen taz ■ „Irgendwie ist Bremen eine Erfolgsstory“ – so heißt die aktuelle Werbebroschüre der Bremer Investitionsgesellschaft für den Wirtschaftsstandort Bremen. Der Titel sei mit Bedacht gewählt, so big-Sprecherin Juliane Lübker: „Der Bremer ist an sich ja eher bescheiden.“ Und würde nicht geradeheraus mit der eigentlichen Botschaft herausplatzen, die laut Lübker lautet: „Natürlich ist Bremen eine Erfolgsstory.“ Das „irgendwie“ soll „irritieren und neugierig machen.“

Innen findet der interessierte Investor eine Wunderwelt in schönen Bildern, klarem Layout – und Überschriften, die fragen lassen, ob die hier dargestellte Stadt tatsächlich Bremen sei. „Eine Stadt, in der so schöne Autos gebaut werden, muss von feinsinnigen Menschen bewohnt sein“, heißt es über einem glänzenden Mercedes. „Die Welt war uns schon immer zu klein“, steht neben der Raumstation ISS, eine Seite später wird Bremen zur „capital of branding“, Hauptstadt der Markennamen. Bremens Akteure sind hier sämtlich Männer, Frauen sieht man nur einmal: beim Servieren und Weintrinken, und das auch nur im Hintergrund (eines Mannes).

Auch die Universität wird beworben. Neben der Überschrift „Nordlicht am Hightech-Himmel“ sieht man das sparsame Panorama, betrachtet aus der Glashalle: Grünflächen, Straßenbahn, Mensa, hinten das Studiwohnheim – und mittendrin der Fallturm. Dabei gehört der da gar nicht hin. „Ein bisschen verändert“ habe man das ursprüngliche Foto, „damit die wichtigsten Merkmale auf einem Bild vereint sind“, so Lübker. Presserechtlich sei das kein Problem, hier handele es sich um eine Werbebroschüre, da gälten andere Maßstäbe.

Die Resonanz auf das Heft sei sehr gut. Dass die Haushaltsnotlage des kleinsten Bundeslandes sowie andere Realitäten der hier Lebenden nicht dem Hochglanzbild entsprechen, sei durchaus bekannt, so Lübker, „aber die meisten können unterscheiden zwischen Haushaltslage und dem Wirtschaftsstandort.“ sgi