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Archiv-Artikel

„Keine Zusammenlegung von Wohnungen“

MIETEN Pankow will als erster Bezirk der Stadt die Luxussanierung von Wohnungen verbieten

Jens-Holger Kirchner

■ ist Mitglied der Grünen, Bezirksstadtrat und Leiter der Abteilung Stadtentwicklung in Pankow.

taz: Herr Kirchner, Pankow will künftig Luxussanierungen verbieten. Warum?

Jens-Holger Kirchner: Der Druck auf den Immobilienmarkt hat neben den Zuschlägen bei Neuvermietungen auch zu einer Zunahme von Luxussanierungen geführt. Wir haben nach Instrumenten gesucht, mit denen wir dem entgegentreten können.

Was verstehen Sie unter Luxussanierungen?

Ausdrücklich nicht den normalen Standard, also den Einbau einer modernen Heizung oder die Sanierung der Dächer. Aber in Pankow erleben wir derzeit schon die dritte Sanierungswelle seit der Wende, als die Wohnungen gerade verkauft wurden. Das hat mit zeitgemäßem Standard nichts mehr zu tun.

Welche Einschränkungen sind geplant?

Wir wollen die Zusammenlegung von Wohnungen untersagen. Dies war bislang noch möglich, wenn die Wohnungsgröße nach der Zusammenlegung 130 Quadratmeter nicht überschritt. Diese Praxis hat dazu geführt, dass viele kleine Wohnungen vom Markt verschwunden sind.

Und darüber hinaus?

Die neue Regelung betrifft auch den Einbau von Fußbodenheizungen, zweiten Bädern und Balkonen oder die Wärmedämmung, die über den Standard der Erneuerbare-Energien-Verordnung hinausgeht.

Das werden Ihre grünen Parteifreunde nicht gern hören.

Die ökologischen Standards werden im Altbau meist durch den Einbau einer modernen Heizung und neuer Fenster erreicht. Wärmedämmung dagegen ist teuer und verspricht vor allem dem Eigentümer einen Gewinn.

Für wie viele Wohnungen werden die neuen Regeln gelten?

Wir planen, die Regelungen für Prenzlauer Berg südlich des S-Bahn-Rings anzuwenden. Dazu kommen die ehemaligen Sanierungsgebiete, etwa in der Pankower Wollankstraße. Das werden etwa 45.000 Wohnungen sein.

Warum sind andere Bezirke nicht auch schon auf die Idee gekommen?

Seit einem halben Jahr gab es die Arbeitsgruppe, die sich mit dem Thema beschäftigt hat. Da waren auch Vertreter anderer Bezirke dabei. Wir haben uns rechtzeitig auf den Weg gemacht, um die Zusammensetzung der Bevölkerung in den städtebaulichen Erhaltungsgebieten zu sichern. Vielleicht macht das anderen Bezirken Mut. INTERVIEW: UWE RADA