LeserInnenbriefe
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Transsexuelle werden diskriminiert

Betr.: „Der Zwang, Gernot-Peter zu sein“, taz.bremen vom 7. 5. 16

Transsexuelle Menschen sind in Deutschland einer unglaublichen Willkür ausgesetzt. Sowohl während der seitens der Kassen geforderten Zwangstherapie einschließlich Alltagstest bei den Antragsverfahren für geschlechtsangleichende Maßnahmen als auch bei der Personenstandsänderung. Das ganze vor dem Hintergrund, dass wir immer noch als psychisch gestörte Wesen betrachtet werden, die unter einer zwanghaften Wahnvorstellung leiden. Bevormundung, Gängelung und „fürsorglicher“ Entzug des Selbstbestimmungsrechtes sind Alltag für viele, wenn nicht sogar die meisten transsexuellen Menschen in Deutschland. Seitens der Psychiatrie gibt es keine belastbaren Studien zur Ursache von TS, entsprechend können Therapeuten und Gutachter analog zu den sehr schwammigen „Leitlinien zur Behandlung“ von TS aus den Achtzigerjahren schalten und walten, wie es ihnen beliebt. Geflissentlich ignoriert werden dabei all die Forschungsergebnisse aus den Neurowissenschaften, die gemeinsam eine Grundlage dafür geben, dass die Ursache tatsächlich eher im neurobiologischen Bereich anzusiedeln ist.

Geschlechtsbewusstsein sitzt im Kopf, zwischen den Beinen finden wir allenfalls Geschlechtsmerkmale. Diese Diskrepanz zwischen beiden ist ein Zustand, der über einen beliebigen Zeitraum über kognitive Prozesse manifest wird, teils natürlich mit extremen psychischen Belastungen verbunden, aber nicht zwangsläufig. So hat auch nicht jede transsexuelle Frau jahrzehntelang verschreckt in die Hose geguckt, was nicht ausschließt, dass die Diskrepanz zwischen Körper und dem eigenen Wissen ums Geschlecht erst später eskalieren kann. Ohne das Wort Gender ideologisch einbinden zu wollen: Auch wir sind geprägt durch äußere Einflüsse, Gesellschaft, Erziehung und vielen anderen normativen Prozessen. Und: Die „Abweichung“ von der Norm leben zu können, erfordert auch heute noch häufig eine hohe Bereitschaft zu Opfern, Leidensfähigkeit und teils ungeahnten Konsequenzen daraus. Auch homosexuelle Menschen dürften darum wissen, die Mechanik von Inting und Outing bis zum Zerreißpunkt kann ähnlich sein.

Unter all diesen Gesichtspunkten ist eine Reform der Maßnahmen, denen sich transsexuelle Menschen aussetzen müssen, dringend erforderlich. In allen Bereichen. Wenngleich die gesellschaftliche Wahrnehmung und Akzeptanz sich schon deutlich positiver entwickelt hat, ist dagegen die institutionelle Diskriminierung auf dem Stand der Fünfzigerjahre stehengeblieben. Und bislang ist unter den vorherrschenden Paradigmen seitens des „Fachpersonals“ auch noch kein Ende abzusehen. Danke für den Artikel! KAYA KÜPPERS, Güster

Sie wollen doch nur kritisieren

betr.: „Verbindliche Worte“, taz.bremen vom 10.  5.  16

Seit langem wird KritikerInnen der jeweiligen Regierungspolitik Israels alles mögliche vorgeworfen , um sie in der Öffentlichkeit unmöglich zu machen: Israel-Feindlichkeit, Antisemitismus…Und es werden ihnen Knüppel zwischen die Beine geworfen: Veranstaltungsraum-Verweigerung, Demonstrationsplatz-Aufkündigung…Da darf auch einem dienstlich dem Dialog verpflichteten evangelischen Pastor mal der weiße Dienstkragen platzen: interreligiöser Dialog muss Spott, Ironie, Sarkasmus…aushalten können, ansonsten ist er Ponyhof !!

EBERHARD B. PLÜMPE, Bremen

Keller ist der neue Latzel

betr.: „Postlagerndes Miteinander“, taz.bremen vom 10.  5.  16

Früher schmissen dumme Jungs mit Steinen. Heute ist Bildung gefragt. So werfen heute besonders Parteigänger von Rot-Grün und ihnen nahestehende Journalisten nicht mehr mit Steinen, sondern mit Fremdworten und Begriffen um sich. Ganz groß in Mode sind leider immer noch, dem Erbe der DDR entnommen, sogenannte „Ismen“, möglichst mit einem „anti“ davor: „Rassismus“, „Antirassismus“, „faschistisch“, „antifaschistisch“ und eben, wie in diesem Fall, „antisemitisch“. Damit machst du den Gegner ganz schön sprachlos.

Worum geht es in diesem Fall eigentlich? Ich jedenfalls habe das immer noch nicht so recht verstanden.

Zur Person: Ich kenne Pastor Keller noch aus den Zeiten, da es einen Arbeitskreis „Christen in der SPD“ gab. Tempi passati. Da war er ein gern gesehener Gast: ein gebildeter, redlicher und welterfahrener Pastor aus dem Bilderbuch. Der ideale Gesprächspartner.

Trotzdem denunziert ihn die taz.bremen. Unbegreiflich. Oder gerade deswegen? Wie schon vor Jahr und Tag Pastor Latzel?

MARTIN KOROL, Bremen