piwik no script img

Off-Kino

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Gerade ist Bob Dylan 75 Jahre alt geworden, und die beste filmische Hommage an ihn ist keine „Greatest Hits“-Filmbiografie, sondern Todd Haynes’ assoziatives Werk „I’m Not There“ (2007), in dem fünf Schauspieler (Marcus Carl Franklin, Christian Bale, Ben Wishaw, Heath Ledger, Richard Gere) und eine Schauspielerin (Cate Blanchett) ohne Anspruch auf historische Genauigkeit verschiedene Lebensphasen Dylans in den 1960er und 1970er Jahren interpretieren. Haynes wiederum setzt die einzelnen Episoden in Anlehnung an verschiedene Stilistiken des 60-Jahre-Kinos in Szene; eingefangen wird dabei das Gesamtkunstwerk Dylan mit all seinen abrupten Wechseln in Kunst und Leben: vom Folk-Idol und rebellischen Poeten bis zum zurückgezogenen Farmer. Die verschiedenen Episoden hat Haynes zwar in eine grobe zeitliche Abfolge gebracht, sie sind durch eine geschickte Montage aber auch inhaltlich ineinander verschränkt und regen auf diese Weise immer neue Reflexionen an (OmU, 27. 5., 20.45 Uhr, City Wedding).

Auch die Defa feiert Jubiläum, sie nahm ihren Betrieb vor 70 Jahren auf. In einer Filmreihe zum Jahrestag läuft auch der zu seiner Entstehungszeit populäre Agententhriller „For Eyes Only“ (1963) von János Veiczi, der sich aus heutiger Sicht allerdings vor allem als grotesk plumpe Propaganda erweist: Während die amerikanischen Geheimdienstler in Westdeutschland allesamt liederliche Säufer und Frauenhelden sind, denkt der grundsolide ostdeutsche Held, der ihre Organisation infiltriert hat, allein ans Vaterland – und an seinen Sohn, den er als vermeintlicher Republikflüchtling im Arbeiter- und Bauernparadies zurücklassen musste. Die angeblichen geheimen Aufmarschpläne der Amerikaner für einen Krieg gegen die DDR, die der Held schließlich stiehlt, dienten der politischen Führung in Ostberlin seinerzeit übrigens auch als Rechtfertigung für den Bau der Mauer (29. 5., 16.15 Uhr, Babylon Mitte).

Mit Draufgänger-Charme und artistischen Stunt-Einlagen avancierte Douglas Fairbanks in den 1920er Jahren zu einem der weltweit populärsten Filmstars. Ein Höhepunkt in seinem Schaffen ist Raoul Walshs aufwendiger Kostümfilm „Der Dieb von Bagdad“ (1924), in dem sich Fairbanks in der Titelrolle in ein handfestes Abenteuer verstrickt, nachdem er sich reichlich tollkühn um die Hand der Prinzessin beworben hat. Weitere Attraktionen des Films sind Anna May Wong in der Rolle einer sadistischen mongolischen Sklavin und die eindrucksvollen Bauten des Filmarchitekten William Cameron Menzies (29. 5., 18.30 Uhr, Babylon Mitte).

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen