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Archiv-Artikel

Neue Kreativbranche: alternative Energien

ENERGIE Bereits 99 Kommunen haben Konzepte zur vollständigen Versorgung mit alternativer Energie. Und es gibt wenig Gründe, warum andere nicht nachziehen. Vor allem bei der Speichertechnik ist viel möglich

BERLIN taz | Seit ein paar Wochen ist Hermann Scheer wieder Oppositionsabgeordneter. Aber das scheint ihn nicht wirklich zu frustrieren. Der SPD-Linke ist seit 20 Jahren auch Präsident von Eurosolar, und als sich sein Verein diese Woche in Berlin zur „4. Internationalen Konferenz zur Speicherung Erneuerbarer Energien“ traf, war Scheer wieder mal guter Laune. Bereits 99 Kommunen hierzulande hätten Konzepte zur vollständigen Versorgung mit alternativer Energie, berichtet er. „Und es gibt keinen Grund, dass andere Vergleichbare das nicht auch schaffen.“

Die Zwischenspeicherung von Wind- oder Solarstrom ist dabei ein Schlüsselthema – denn das Wetter richtet sich nicht nach der Energienachfrage. Weltweit wird an Möglichkeiten getüftelt, die Energie in Batterien oder auch unterirdischen Druckluftspeichern aufzubewahren. „Die Entwicklung der Speichertechnik ist schon weiter als vielfach angenommen“, betonte Scheer. „Speichersysteme werden immer leistungsfähiger und günstiger. Sie schaffen weltweit neue Märkte für erneuerbare Energien und beschleunigen deren Einführung.“

Reihenweise wurden in Berlin Projekte vorgestellt. Die sächsische Firma Li-Tec, an der Daimler und Evonik Anteile halten, errichtet beispielsweise in Saarbrücken gerade eine riesige Lithium-Ionen-Batterie. Sie soll demonstrieren, wie kurzzeitige Schwankungen im Stromnetz ausgeglichen werden können, die durch die zunehmende Einspeisung von Wind- und Solarstrom entstehen.

Große Fortschritte macht die Entwicklung von Wärmetechnologien. Thermische Energie ist deutlich leichter zu speichern als Elektrizität: Ein Start-Up aus Dortmund präsentierte einen Container, der Abwärme aus Industrieanlagen aufnimmt und beispielsweise an Schwimmbäder liefert. Dort kann dann aufs zusätzliche Heizen verzichtet werden. CO2 wird darüber eingespart.

Doch die Speichertechnologie braucht noch staatliche Förderung, so wie praktisch alle jungen Industrien. Die Fachanwaltskanzlei Becker-Büttner-Held stellte auf der Tagung Ideen vor, wie nach dem Vorbild des Erneuerbare-Energien-Gesetzes auch Stromspeicher mit Einspeisetarifen gefördert werden könnten. Mit einer schnellen Umsetzung aber sei leider nicht zu rechnen, hieß es. „Wir hören aus dem Bundesumweltministerium, dass die Fachjuristen ihre Kraft erst mal auf die Ausgestaltung der Laufzeitverlängerung für AKW konzentrieren müssen.“ TORALF STAUD