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Archiv-Artikel

Nichts gewesen außer Pavillons

Fünf Jahre nach der Expo 2000 in Hannover fragt eine Podiumsdiskussion nach dem Einfluss der Weltausstellung auf das Image der Stadt. Das sei besser, als der gemeine Hannoveraner annehmen würde, so das Fazit

Nein, die Bratwurstpreise während der Weltausstellung 2000 in Hannover haben das Image der Stadt nicht nachhaltig angekratzt, stellten die Teilnehmer einer Expo-Rückschau am Dienstagabend erleichtert fest. Stolze 9,60 (in D-Mark) kostete die Wurst vor fünf Jahren, erinnerte der Moderator der Podiumsdiskussion unter dem sperrigen Titel „E(XPO 2000 +5) = mc2“.

Überhaupt sei das Image Hannovers besser als behauptet, sagte Oberbürgermeister Herbert Schmalstieg. Er bemängelte die typisch hannöversche Krittelei und fehlendes Selbstbewusstsein. „Ich bin viel in der Welt unterwegs, in Japan, China und Südamerika kennt man Hannover positiv“, sagte Schmalstieg. Das könne daran liegen, dass es so viele Hannover in der Welt gäbe, relativierte die Architekturprofessorin Barbara Zibell. Doch auch sie sieht keinen Grund, warum Hannover sein Licht unter den Scheffel stellen sollte. „Die Freude in der Stadt“ sei sehr präsent, aber die Bewohner würden es nicht wahrnehmen.

Inwiefern die Expo die Stadt positiv beeinflusst hatte, war man geteilter Meinung. Frauenfreundlicher oder geschlechtergerechter scheint Hannover nicht geworden zu sein, der Verein „Frauen und Expo“ ist längst Geschichte. Auch für die Kultur habe die Weltausstellung wenig bewirkt, befand Schauspielintendant Wilfried Schulz. „Hannover hatte eh schon einen guten Ruf als Kulturstadt.“ Geschadet habe die Veranstaltung aber keinesfalls. Oberbürgermeister Schmalstieg stellte fest, dass ohne die Expo Hannovers Stadtbild in weniger leuchtenden Farben den Charme der Internationalität versprühen würde.

Am greifbarsten erschienen die Expo-Nachwirkungen in der Geisterstadt des Expogeländes Ost mit seinen ungezählten Parkplätzen; viele Pavillons sind abgerissen. Während der Westteil des Geländes in die Messe integriert wurde, herrscht im Osten Tristesse. Autohändler, Fresstempel und Möbelketten lauern auf billiges Brachland. „Hier hat sich die Stadt ein Problem geschaffen“, meinte die Architekturprofessorin Zibell. Axel Priebs, Planungs- und Umweltdezernent der Region, hofft auf „finanzielles Durchhaltevermögen, um das Gelände zu entwickeln“. Die Hamburger Hafenstadt habe auch zehn bis 15 Jahre gebraucht. In der Zwischenzeit werden die verlassenen Gebäude weiterhin geplündert und das Gelände für illegale Autorennen zweckentfremdet.

Jörg Heynlein