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THEATER

TheaterEsther Slevogtbetrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Es herrscht Krieg auf der Welt. Gewalt und Elend verwüstet ganze Länder. Da wollen auch die Theater nicht nachstehen, wo man ja immer denkt: Was die Welt kann, das können wir auch. Also in der Klassikerkiste gestöbert, wo das Thema ja seit Jahrtausenden verhandelt wird. In der Schaubühne ist Michael Thalheimer bei Friedrich Schiller fündig geworden, dessen „Wallenstein“-Trilogie vor dem Hintergrund eines der fürchterlichsten Kriege spielt, die je in Europa gewütet haben und der auch noch ein Religionskrieg war: der Dreißigjährige Krieg zwischen den katholischen und protestantischen europäischen Staaten, der ganze Landstriche entvölkert zurückließ. Wallenstein ist ein Feldherr, der auf der Seite des Kaisers und der Katholischen Liga gegen die protestantischen Mächte kämpft. Doch er plant, die Seiten zu wechseln, weil er hofft, das Ende des Krieges so zu beschleunigen. Aber im entscheidenden Augenblick versagt er – und so stirbt Wallenstein und der Krieg geht weiter. Radikalverknapper Michael Thalheimer inszeniert die Trilogie an einem Abend (Schaubühne: ­„Wallenstein“, Premiere 5. Mai 19 Uhr).

Tragische Helden müssen aber keine Kriegsherren sein. Manchmal entwickeln sich auch Schaumstoffrocker in diese Richtung. Zumindest bei der Puppenspiel-Kombo „Das Helmi“ ist dies der Fall, da Schaumstoff der Baustoff all ihrer Heldinnen und Helden ist. Egal ob nun tragisch oder nicht. In der neuen Das-Helmi-Produktion „La Montagna Magica“ kommt ein Rocker in die Psychiatrie und muss erkennen, dass nicht nur er selbst, sondern auch sein Weltbild irgendwie durcheinander ist. „La Montagna Magica“ ist übrigens italienisch und bedeutet „Der Zauberberg“. So ist auch ein berühmter Roman von Thomas Mann überschrieben, der ebenfalls in einer Klinik spielt, einer Klinik für Lungenkranke allerdings („Ballhaus Ost: „La Montagna Magica“, 5.–8. Mai, jeweils 20 Uhr).

Von einem revisionsbedürftigen Weltbild handelt auch der Kongress „Desintegration. Kongress zeitgenössischer jüdischer Positionen“,den die Schriftsteller*innen Marianna Salzmann und Max Czollek im Gorki-Studio organisiert haben. Es geht ihnen darum zu fragen, inwieweit jüdische Identität in Deutschland vom Begehren der deutschen Mehrheitsgesellschaft strukturiert wird (ums mal so psychoanalytisch zu formulieren wie die Veranstalter*innen selber). Aus dieser Struktur auszusteigen, sich also zu „desintegrieren“ – beziehungsweise Strategien dafür zu diskutieren, ist das Anliegen des dreitägigen Veranstaltung zwischen Diskurs und Disco (Gorki Theater: „Desintegration“, 6.–8. Mai).

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