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Archiv-Artikel

Comeback eines Weltverstehers

Die vergangenen Jahre im Leben von John Kerry wirkten wie ein Schaulaufen für das Amt des US-Außenministers. Als Vorsitzender des Außenausschusses im Senat reiste er um die Welt und schüttelte die Hände der Mächtigen in China, im Nahen Osten, in Europa. Nachdem bereits über Kerrys Ernennung spekuliert wurde, nominierte Präsident Barack Obama den 69-Jährigen am Freitag als Nachfolger von Hillary Clinton.

Für Kerry ist die Nominierung die Krönung eines mühsamen Aufstiegs zurück an die Spitze, nachdem er seine größte Chance vor acht Jahren verpasste. Damals verlor er als Kandidat der Demokraten bei der Präsidentschaftswahl gegen Amtsinhaber George W. Bush. Für die knappe Niederlage machten Parteifreunde Kerrys mangelndes Charisma und elitäres Auftreten verantwortlich. Eine Führungsrolle blieb ihm vorerst verwehrt, bei der Wahl 2008 wurde er nicht wieder aufgestellt.

Der Senator musste mit ansehen, wie einer seiner jüngsten Senatskollegen, Obama, an ihm vorbeizog und triumphal ins Weiße Haus wechselte. Kerry signalisierte nach Obamas Sieg Interesse am Amt des Außenministers, zog aber den Kürzeren gegenüber Clinton. Da wirkte es wie ein Trostpreis, als Kerry den Vorsitz im Außenausschuss des Senats bekam.

Geboren wurde John Forbes Kerry 1943 im Bundesstaat Colorado. Sein Vater war Pilot im Zweiten Weltkrieg und Diplomat, nach dem Krieg lebte die Familie in Berlin. Nach Abschluss an der Eliteuni Yale ging Kerry zur Armee und kämpfte in Vietnam. Nach seiner Rückkehr wandelte sich Kerry zum Gegner des Krieges. Kerrys politische Karriere begann in Massachusetts, wo er in den 70er Jahren als Staatsanwalt arbeitete. 1982 wurde er zum Vizegouverneur des Bundesstaates gewählt, zwei Jahre später schaffte er den Sprung in den Senat nach Washington. Dort sammelte er als Mitglied des Außenausschusses eine Erfahrung in der Weltpolitik, mit der sich nur wenige in Washington messen können.

Der Katholik ist mit seiner zweiten Frau Teresa Heinz verheiratet, die als Erbin des Heinz-Ketchup-Imperiums über ein Multimillionenvermögen verfügt. (afp)