PORTRÄT DANTE VON DANIEL THEWELEIT : In der Mitte
Als die Zahl 63 auf den Bildschirmen im Presseraum des Borussia-Parks erschien, schüttelte die Expertenschar kollektiv den Kopf. Nur 63 Prozent seiner Zweikämpfe soll der Gladbacher Innenverteidiger Dante gewonnen haben, das wirkte bizarr. Manchmal spiegeln die Zahlen der Statistiker eine Realität, die nur wenig zu tun hat mit dem wirklichen Geschehen. Gefühlt hatte Dante beim 1:0-Sieg von Borussia gegen Schalke jede seiner Aktionen erfolgreich beendet. Zahllose Schalker Angriffe endeten beim Brasilianer, sogar Felix Magath war verzweifelt. Zwei Mal stellte der Schalker Trainer seine Mannschaft um, weil er mehr Gefahr über außen erzeugen wollte. „Durch die Mitte war heute nichts zu machen“, konstatierte Magath resigniert. Denn in der Mitte stand Dante.
Aber der 1,87 Meter große Modellathlet schießt auch wichtige Tore und bereitete diesmal mit einem famosen 50-Meter-Pass das Tor von Marko Reus vor. Michael Frontzeck windet sich immer, wenn er einzelne Spieler seines Teams loben soll, der Gladbacher Trainer spricht lieber übers Kollektiv. Der Abwehrchef sei „sehr professionell, wie Carlos Dunga, mit dem ich selber zusammenspielen durfte“, ließ Frontzeck sich entlocken und merkte gar nicht, was für einen gewagten Vergleich er hier gezogen hatte. Dunga war einst Kapitän der Nationalmannschaft, die er heute trainiert.
Im Nationalteam würde natürlich auch Dante gern spielen. Ganz unrealistisch scheint aber auch der Traum von der Seleçao nicht zu sein, denn der 26-Jährige ist eine Art Lucio in besonnener Ausführung. Dante verzichtet auf ungestüme Vorstöße, in der Defensive geht er aber mit einer ähnlich beeindruckenden körperlichen Vehemenz zur Sache wie Lucio. Dante kommt meist ohne Foul aus, bei Standards ist er enorm torgefährlich, und an der Seite dieses außergewöhnlichen Spielers blüht auch der weniger talentierte Roel Browers auf. „Es läuft einfach gut für mich im Moment“, sagt Dante.