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Archiv-Artikel

Weihnachtslos

AUSSTELLUNG Ende des Jahres schließt das Altonaer Museum für vier Monate wegen Umbaus. Die letzte Ausstellung widmet sich bis dahin dem „Weihnachten der Weihnachtslosen“

Von PS

Als schonungslos sozialkritische Reflexion präsentiert sich die aktuelle Ausstellung im Altonaer Museum, die sich dem „Weihnachten der Weihnachtslosen“ widmet. Gemeint sind jene Menschen – vor allem Kinder –, die im Europa des 19. und des frühen 20. Jahrhunderts auf Weihnachtsmärkten selbst Gebasteltes für ein Fest verkauften, an dem sie selbst mangels Geld nicht teilhaben konnten.

Der dänische Tageszeitungs-Redakteur Anker Kirkeby hatte die Parallelwelt der Elendsviertel erstmalig am Weihnachtsabend 1910 in Kopenhagen erforscht und daraufhin 1911 eine Leser-Hilfsaktion – genauer: eine riesige, von Lesern gesponserte Weihnachtsfeier für die Armen – ins Leben gerufen. Er erfand auch den Ausdruck „Weihnachtslose“, der so absurd auch für heutige Verhältnisse nicht ist, weshalb auch ein Stand der Obdachlosen-Zeitung Hinz und Kunzt in der Altonaer Ausstellung steht.

Darüber hinaus haben die Organisatoren etliche Bilder und Lithografien zusammen getragen, die das Elend dieser Kinder - auch Hans Christian Andersen „Kleines Mädchen mit den Schwefelhölzern“ ist so eins - akribisch dokumentieren und zudem deren handgemachte Produkte rekonstruieren. Ein scharfer Kontrapunkt also zur allgemeinen grassierenden Weihnachtsromantik, die mancherlei Weihnachtsstress-Klage relativieren hilft.

Zu sehen ist die Ausstellung noch bis zum 30. Dezember 2012, und auch alle anderen Räume des Museums werden bis Ende April 2013 nicht betretbar sein. Grund ist eine viermonatige Umbaupause, die Museums-Chef Torkild Hinrichsen bewusst nicht „Schließungspause“ nennt, um die Schließungsidee des Ex-Kultursenators Reinhard Stuth CDU) von 2010 nicht wieder heraufzubeschwören. Saniert werden von Januar bis April 2013 Brandmeldetechnik und Brandschutztüren. Auch sollen die Flachdächer energetisch überholt und Fenster ausgetauscht werden. 1,4 Millionen investiert die Stadt Hamburg in die Baumaßnahme. Und danach, sagt Hinrichsen, werde die Sicherheitstechnik dem neuesten Stand entsprechen.  PS

■ Fr, 27. 12. bis So, 30. 12., 10 – 18 Uhr, Altonaer Museum, Museumstraße 23. Begleitend zur Ausstellung ist eine Publikation von Torkild Hinrichsen erschienen: „Im Schatten des Glanzes. Das Weihnachtsfest der Weihnachtslosen“ (Husum Verlag, 107 S., 11,95 Euro)