: Neue Enthüllungen im Kölner Messe-Skandal
Die Kosten für den umstrittenen Hallenneubau bei der Kölnmesse seien „grotesk aufgebläht“, schreibt das „manager magazin“ in seiner neuen Ausgabe. Die Stadt beteuert weiter, das günstigste Angebot ausgewählt zu haben
KÖLN taz ■ Der umstrittene Bau der Kölner Messehallen durch den Oppenheim/Esch-Fonds ist wohl tatsächlich teurer als nötig. Wie das manager magazin berichtet, wurden die Kosten für den Bau der neuen Messehallen „grotesk aufgebläht“. „Bauvorhaben rund um die Kölner Messe erweisen sich als gigantische Abkassiermaschine“, schreibt das Magazin in seiner heute erscheinenden November-Ausgabe. Sollten die Fonds-Zeichner, darunter Karstadt-Großaktionärin Madeleine Schickedanz und Schuhhändler Heinz-Horst Deichmann, ihre Einlagen auch noch beim Finanzamt abgesetzt haben, sei der Steuerzahler durch der Bau der Messehallen gleich doppelt geschädigt.
Wie das Magazin berichtet, bekommt der Fonds, der in Köln schon andere umstrittene Bauprojekte wie die KölnArena hat, von den 330 Millionen Euro Gesamtkosten mindestens 90 Millionen. Allein für die Projektentwicklung berechne der Fonds 56 Millionen Euro. Nach Einschätzung aus Branchenkreisen sei das „abenteuerlich überhöht“. Für die Eigenkapitalbeschaffung seien 19,8 Millionen in Rechnung gestellt worden und für Mieterbeschaffung 7 Millionen, was verwundere, weil als Mieterin von Anfang an nur die Kölnmesse vorgesehen war. Immobilienunternehmer Josef Esch habe die Provision auf Anfrage als „Gegenleistung für Nachweis und Abschluss der abgeschlossenen Verträge“ gerechtfertigt. „Aberwitzig“, findet das manager magazin, das seine Beitrag mit dem Titel „Die Abgreifer von Köln“ überschrieben hat.
Auch die Rolle der Sparkasse KölnBonn bei verschiedenen Immobiliengeschäften rund um die Messe sei „dubios“, so das Magazin weiter. Der Wirtschaftszeitschrift lägen Unterlagen vor, aus denen hervorgehe, dass ein Fonds, der die Rheinhallen der Messe zum neuen Firmensitz von RTL umbaut, 24,1 Millionen Euro „Schadensersatzleistungen“ von der Sparkasse oder einer ihrer Töchter bekomme. Auf Nachfrage hätten aber die Sparkasse, das Bankhaus Sal. Oppenheim und Esch bestritten, dass es diese Zahlung gebe.
Die Stadt Köln hält auch nach den neuen Vorwürfen des manager magazins an Oppenheim/Esch fest. „Die Kalkulation der Finanzseite, also der Sparkasse und des Fonds, ist der Stadt völlig unbekannt“, sagte Stadtkämmerer Peter-Michael Soénius (CDU) dem Kölner Stadt-Anzeiger. Die Gesamtkosten von 330 Millionen Euro seien vergleichsweise günstig. Diese Argumentation überrascht insofern, als Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) bislang behauptet hatte, das Angebot von Oppenheim/Esch sei das „vorzugswürdigste“ gewesen. Welches das finanziell günstigste Angebot war, wurde, wie inzwischen bekannt ist, nie gänzlich geprüft (taz berichtete).
Über die Frage, wie und warum seinerzeit der Oppenheim/Esch-Fonds ausgewählt wurde, ist es inzwischen zum Streit zwischen OB Schramma und Messechef Jochen Witt gekommen. Der Messeboss soll von Anfang an gegen den Fonds gewesen sein und dem Messedeal letzlich nur zugestimmt haben, weil die Stadt zusicherte, die Mieten notfalls zu übernehmen.
Witt hatte laut Stadt-Anzeiger auch vor unterschiedlichen Auffassungen von Messe und Fonds über die genauen Vertragsbedingungen gewarnt, die zu Schwierigkeiten führen könnten. Die Warnung war nicht unberechtigt: Nachdem der Rat der Stadt Köln Ende 2003 dem Oppenheim/Esch-Angebot zugestimmt hatte, kam es zum Streit, welche Leistungen der Fonds genau zu erbringen habe. Zwar wurde ein halbes Jahr später ein Kompromiss gefunden. Messechef Witt aber könnte seine damalige Warnung nun den Job kosten. In Köln wird derzeit spekuliert, ob er 2006 abgelöst wird, wenn sein Vertrag ausläuft. DIRK ECKERT