Pharmatricks
: Verbotene Verkaufspraxis

Dass die Pharmaindustrie einen Großteil ihrer Einnahmen in die Umsatzförderung stecken, ist ein altbekanntes Übel: Scharen von Pharmavertretern, die selbst in vielen Arztpraxen ungern gesehen werden, Werbekampagnen, PR-Agenturen, die scheinbar unabhängig über neue Krankheitsbilder aufklären und oft genug auch gleich das Heilmittel dagegen anbieten. Dazu gehören auch häufig die Arzneimittelstudien für bereits zugelassene Medikamente. Der Arzt bekommt für jeden Studienteilnehmer eine finanzielle Belohnung – das Pharmaunternehmen kann so sichergehen, dass der Arzt auch das hauseigene Produkt verschreibt.

Selbst wenn man dies alles noch als „normal“ durchgehen lassen will – was man nicht tun sollte –, der Schweizer Pharmakonzern Serono S. A. hat es eindeutig übertrieben. Zu diesem Ergebnis kam auch die US-Justiz. Der Konzern zahlte jetzt freiwillig umgerechnet 585 Millionen Euro Strafe, um einem Strafprozess aus dem Wege zu gehen. Nachdem Ende der Neunzigerjahre der Umsatz des Serono-Medikaments Serostim einbrach, dachte sich der Pharmakonzern eine ganz perfide Strategie zur Umsatzsteigerung aus. Nicht nur, dass Ärzte bestochen wurden, das Medikament, das bei Aids-Patienten zur Bekämp- fung von Auszehrung eingesetzt wurde, auch weiterhin zu verschreiben. Serono vertrieb auch die Software für ein Analysegerät, das falsche Daten lieferte. Damit sollte der Kreis der Aidspatienten, der für das Medikament in Frage kam, vergrößert werden.

WOLFGANG LÖHR