betr.: Camille de Toledo

Er ist weder Spanier noch Aristokrat – sein Pseudonym legte sich Camille de Toledo zu, als er mit der Familientradition brach. Großvater Antoine Riboud war einer der bekanntesten Großindustriellen des Landes, führte jahrzehntelang den Lebensmittelkonzern BSN (Evian, Kronenbourg, Danone) und vergaß bei seinen Besuchen daheim nie zu kontrollieren, ob sich im Kühlschrank der lieben Kinder und Enkel womöglich Produkte der Konkurrenz verbargen, um diese sogleich zu entsorgen. Camille, 29, wuchs in Versailles auf, besuchte das Pariser Elitegymnasium Henry IV. und studierte kurz an der London School of Economics. Er brach dann ab, drehte Dokumentarfilme, schrieb Literaturkritiken und Essays, gründete eine Zeitschrift. Sein Thema: die Atemnot in der vollendeten kapitalistischen Weltordnung – und mögliche Wege an die Frischluft. Sein Traktat „Archimondain Jolipunk“, das soeben unter dem Titel „Goodbye Tristesse – Anmerkungen eines unbequemen Zeitgenossen“ im Tropen Verlag erschienen ist, wurde in Frankreich ein Bestseller. Seither gilt de Toledo als eine der bemerkenswertesten Stimmen der Neuen Linken – „hellsichtig und erstaunlich reif“, schrieb Le Monde.