: In der Saitenkathedrale
DRÖHNEN UND SWINGEN Boyds Elektro Gitarren Orchester im Westwerk
Schnöde Bands sind andere. Nelly Boyd – oder, präziser, die Verästelung namens Boyds Elektro Gitarren Orchester – ist ein „Komponistenkollektiv“. Was stimmt, ganz sachlich betrachtet: Sind ja wirklich etliche komponierende Menschen dabei, Robert Engelbrecht etwa, und Jan Feddersen (nicht zu verwechseln mit dem Berliner taz-Redakteur). Was man aber vielleicht auch arg ambitioniert finden kann oder zumindest spröde, die Wortwahl.
Wer in diesem Sinne Strenge erwartet, akademischen Ernst gar, der könnte umso überraschter sein, gerät er in ein Konzert des vielköpfigen Orchesters: Das bringt, der Name verrät’s, stets eine – wechselnde – Zahl von E-Gitarren mit ... E-Musik und E-Gitarren? Wer da an einen bestimmten Winkel des US-amerikanischen Minimalismus denkt, ans Schaffen von Leuten wie Glenn Branca oder Rhys Chatham, der liegt schon ziemlich richtig; mit Chatham spielte das seit 2009 immer wieder auf- und abtauchende Ensemble, pardon, Kollektiv auch schon zusammen: 2011 auf Kampnagel, beim Klub Katarakt Festival. Überhaupt ist dieses Kollektiv eines, das immer wieder Menschen zuammenbringt, zusammen spielen lässt, die musikalisch nicht unbedingt viel verbindet – was aber der Kooperation nun gerade nicht schadet.
Es ist also nicht zuletzt ein Lobpreis des Dröhnens, um das es hier geht. Da wird Gitarrenstimme auf Gitarrenstimme geschichtet, das Schöne des Obertons beschworen. Aber manchmal, da swingt sie geradezu, all die ins Schwingen gebrachten Seiten und das ihnen assistierende Rumpeln.
Im Westwerk bringt BEGO nun zwei Kompositionen für acht elektrische Gitarren, Bass und Schlagzeug zur Aufführung, beide von erwähntem Mitgründer Engelbrecht: „Architeuthis“ aus dem vergangenen Jahr. Und mit „Nephila“ steht sogar eine Weltpremiere an. ALDI
Sa, 19. 3., 21 Uhr, Westwerk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen