Der „Hammer“ von George W. Bush

Dass gegen Tom DeLay, dem knallhart agierenden Chef der Republikaner im US-Repräsentantenhaus, am Mittwoch ein Haftbefehl ergangen ist, gehört zu den Pleiten, Pech und Pannen in Präsident George W. Bushs zweiter Amtszeit. Denn mit DeLay verliert Bush einen Mann, auf den er sich bei der Durchsetzung strittiger Gesetze stets verlassen konnte.

Der wegen seiner Schlagkraft auch „der Hammer“ genannte DeLay hielt die republikanische Mehrheit eisern zusammen. „Er regierte in der Fraktion wie Tito in Jugoslawien“, meinte Politikprofessor James Thurber kürzlich in der Washington Post. „Ohne ihn zerfällt das Haus wie der Balkan.“ Der Republikaner, der gern eng mit dem Herrgott zusammenarbeitet, hielt die Konservativen nicht nur mit Strenge zusammen. Sondern auch mit Pizza, die er in späten Runden an hungrige Abgeordnete verteilte – und mit Geld. Das ließ er zuverlässig in die Wahlkämpfe seiner Kongresskollegen fließen. Insider sehen DeLay daher als einen der erfolgreichsten Kongressführer der jüngeren Geschichte.

Der sitzt vorerst nicht hinter Gittern, sondern darf gegen Kaution von 10.000 Dollar zunächst auf freiem Fuß bleiben. Laut Anklage soll DeLay Spendengelder von Unternehmen „gewaschen“ haben. Es geht um 190.000 Dollar, die 2002 in Texas gesammelt wurden. Der Einsatz solcher Spenden für Wahlkämpfe ist dort illegal. Die von DeLay organisierte Spendensammelgruppe überwies das Geld an die Parteizentrale in Washington, von wo es zurück an texanische Politiker geflossen sein soll. Die Republikaner sagen, das Geld sei anderweitig verwendet worden.

„Ich habe nichts falsch gemacht. Ich habe kein Gesetz gebrochen“, wehrt sich DeLay, der allein 2004 dreimal von der Ethikkommission des Repräsentantenhauses gerügt worden war. Den texanischen Staatsanwalt Ronnie Earle, einen Demokraten, beschimpfte er als „parteiischen Fanatiker“ und „Eiferer“, der sein Amt missbrauche. Earle wolle sich dafür rächen, dass er, DeLay, vor drei Jahren neue Wahlkreisgrenzen durchgesetzt habe, die den Republikanern in Texas erstmals in Jahrzehnten eine Mehrheit bescherten. Bei einer Verurteilung drohen DeLay bis zu zwei Jahre Haft.

Ähnlich wie Bush wurde auch DeLay vom Rowdy zum Religiösen. Der studierte Biologe, der früher als Insektenvernichter arbeitete und „wild“ gewesen sein soll, hatte seine religiöse Erweckung 1985. Seither bezeichnet er sich als „wiedergeborenen“ Christen. Er wettert gegen die Evolutionslehre und die Trennung von Kirche und Staat. Als seine Aufgabe beschrieb er, „die absolute Wahrheit“ gegen die Linke zu schützen. ADRIENNE WOLTERSDORF