Einblick (615)

Mathilde ter Heijne, Künstlerin

Foto: liebschuh

taz: Welche Ausstellung hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

MTH: Im Herbst habe ich an der Ausstellung Probebühne 7/ Springer nochmals im Humboldt Lab in der Afrikanischen Abteilung des Ethnologischen Museums teilgenommen. Das war sehr interessant, weil dabei viele verschiedene Welten aufeinanderprallten und auch Vorstellungen davon, was Ausstellung und Kunst generell überhaupt sind und sein können.

Welches Konzert oder welchen Klub kannst du empfehlen?

In die Bar Babette in der Karl-Marx-Allee gehe ich gern, weil ich da oft Freunde treffe.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet dich durch den Alltag?

Ich sammle feministische ­Science-Fiction und lese gerade die dystopische Trilogie Mad­Addam von Margaret Atwood. Darin wird nicht nur der Erreger einer Seuche erzeugt, sondern auch eine transgene Menschenrasse. Diese neuen Menschen sind gegen die Seuche und die Begleitumstände des Klimawandels resistent, denn ihnen wurde all das wegprogrammiert, was dem Homo sapiens sapiens ein friedvolles und ökologisch angepasstes Zusammenleben mit sich und den anderen irdischen Lebensformen unmöglich macht: den über die Notwendigkeiten weit hinausgehenden, inzwischen destruktiv gewordenen Selbst- und Arterhaltungstrieb, die Angst vor dem Tod samt Religiosität, Wissensdrang, Besitzstreben und das Verlangen nach tierischem Eiweiß.

Was ist dein nächstes Projekt?

Im Moment arbeite ich an einem Videoprojekt über gewaltfreie Konfliktkultur. Anlass ist der International Women’s Peace Congress, der 1915 in Den Haag stattfand. Obwohl viele historische Personen wichtig sein werden, arbeite ich auch mit vielen FriedensaktivistInnen der Gegenwart zusammen. Die Eröffnung ist am 24. Juni in der Galerie am Körnerpark.

Zur Person

Mathilde ter Heijne(*1969 in Straßburg) studierte in Maastricht und Amsterdam. Sie lebt und arbeitet seit 1998 in Berlin und ist Professorin für Medien, Performance und Installation an der Kunsthochschule Kassel. Einzelausstellungen u. a. im Stede­lijk Museum Bureau Amsterdam (2009), Kunsthalle Nürnberg (2010), Lentos Kunstmuseum Linz (2011), Museum für Neue Kunst Freiburg (2014), aktuell im Haus am Lützowplatz (s. o.).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?

Fahrrad-, Motorrad- und Autofahren mag ich sehr. Ich fahre gern schnell durch die Stadt, am liebsten mit lauter Musik.