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Archiv-Artikel

Das Mediengesicht des Videokrieges vom Golf

NACHRUF US-General Norman Schwarzkopf, Chefstratege des Golfkriegs von 1991, ist tot

BERLIN taz | Neben Colin Powell, damals Generalstabschef, war Norman Schwarzkopf das bekannteste Mediengesicht bei der US-Militärintervention gegen die irakische Besetzung Kuwaits 1991. Vietnamveteran wie Powell, führte Schwarzkopf als Oberkommandierender der Operation „Desert Storm“ jenen Krieg an, der den USA das Vertrauen in das eigene Militär nach der Schmach von Vietnam wiedergeben sollte. Entsprechend glorifizierend fiel die Berichterstattung aus, als die USA nach 43 Tagen Luftkrieg und vier Tagen Bodeninvasion den Sieg verkündeten. Im Zentrum: Norman Schwarzkopf, der die Presse im alliierten Hauptquartier im saudiarabischen Riad täglich über die neuesten Erfolge belehrte und jene Videos der präzisionsgeleiteten Bomben und Raketen berühmt machte, die damals unzählige Vergleiche zwischen moderner Kriegführung und Computerspielen provozierten.

Schwarzkopf war Militär durch und durch. 1934 in Trenton (New Jersey) geboren, entschied er sich angeblich schon mit vier Jahren, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten, eines Armeegenerals, und an der Militärakademie in West Point zu studieren. Eine Militärkarriere folgte – zwei Einsätze in Vietnam inbegriffen, aufgrund derer er hoch dekoriert wurde.

Bis zum Beginn des Angriffs auf den Irak – am 16. Januar 1991 – kannte jedoch außerhalb von Militärkreisen kaum jemand den Vier-Sterne-General. Weitere Verdienste hatte er sich erworben, als er 1983 – als Nummer zwei in der Hierarchie – die von Ronald Reagan angeordnete Militärinvasion in Grenada leitete. Erst mit der Operation „Desert Storm“ wurde Schwarzkopf bekannt, als Militärstratege einerseits, für sein Temperament und seinen eigenartigen Humor im Umgang mit der Presse andererseits. Über Saddam Hussein sagte er einmal: „Was Saddam Hussein als großen Militärstratgegen angeht: Er ist weder ein Stratege, noch ist er ausgebildet, noch ist er ein Taktiker, noch ist ist er General und auch kein Soldat. Davon abgesehen ist er ein großer Militär.“

Anders als Colin Powell, der später Außenminister von George W. Bush wurde und zuletzt zweimal zur Wahl Barack Obamas aufrief, suchte Schwarzkopf nach seiner Militärzeit kein öffentliches Amt und hielt sich von der Politik fern. Am Donnerstag ist Schwarzkopf, 78-jährig, in Tampa, Florida, an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. BERND PICKERT