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Archiv-Artikel

Der Kampf um die besten Plätze

BUNDESTAG In den Berliner Parteien wird um die Plätze auf den Landeslisten geschachert

Einige Berliner Schwergewichte in der Bundespolitik machen Jüngeren Platz

Im September 2013 wird ein neuer Bundestag gewählt. In den Berliner Parteien sind die ersten Schlachten um die Direktkandidaturen bereits geschlagen. Denn Abgeordnete aus allen Parteien zieht es mächtig aus dem Landesparlament in den Bundestag. Einige Berliner Schwergewichte in der Bundespolitik treten nicht erneut an und machen Jüngeren Platz.

Dazu zählen Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (69) und die Vorsitzende des mächtigen Haushaltsausschusses, Petra Merkel (65, beide SPD) sowie der Grünen-Innenexperte Wolfgang Wieland (64). Thierse tritt nach mehr als 22 Jahren im Bundestag nicht ganz freiwillig ab. Der Ex-DDR-Bürgerrechtler ziehe sich „sehr ungern“ zurück, bekannte er im Sommer. Doch habe man ihm in der SPD-Pankow signalisiert, dass nun mal andere dran seien.

Um die Direktkandidatur von Thierse im Wahlkreis 77 bewerben sich gleich vier Anwärter. Die meisten Chancen werden dem SPD-Fraktionschef im Bezirksparlament Pankow, Klaus Mindrup (48), und dem Diplom-Politologen Severin Höhmann (40) zugeschrieben. Der linke Umweltexperte Mindrup gilt als Verbündeter von Berlins neuem SPD-Chef Jan Stöß. Höhmann wiederum kann auf seine langjährige Mitarbeit im Wahlkreisbüro von Thierse verweisen.

Die Nachfolge von Petra Merkel (65) im Wahlkreis 81 Charlottenburg-Wilmersdorf ist bereits geklärt. Die türkischstämmige Abgeordnete Ülker Radziwill (46) strebt nach zwölf Jahren im Abgeordnetenhaus auf die Bundesebene.

Dahin zieht es auch ihren Kollegen Özcan Mutlu von den Grünen. Der 44-jährige Bildungsexperte sicherte sich die Nachfolge als Direktkandidat im Wahlkreis 76 Mitte von Wolfgang Wieland. Die Grünen-Fraktionschefin im Bundestag, Renate Künast (57), dürfte wieder die Landesliste der Grünen anführen.

Das Direktmandat in Mitte dürfte erneut von Eva Högl (SPD) geholt werden. Die 43-jährige Juristin machte sich bundesweit einen Namen als SPD-Obfrau im Untersuchungsausschuss des Bundestages zum rechtsextremistischen Terrortrio NSU. Vermutlich wird Högl auch als „Thierse-Erbin“ die SPD-Landesliste anführen.

Wer den Kampf um das Direktmandat in Pankow für sich entscheidet, ist noch nicht ausgemacht. Mindrup oder Höhmann von der SPD treten dort gegen Andreas Otto (50), den Wohnungsbauexperten der Grünen-Fraktion, und Mandatsinhaber Stefan Liebich (40) von der Linken an. Andere Berliner Bundestags-Veteranen sind nicht amtsmüde. So kündigte der Alt-Linke der Grünen, Hans-Christian Ströbele (73), bereits an, dass er trotz Krebserkrankung zum vierten Mal in Folge das bundesweit bisher einzige Direktmandat für die Grünen im Wahlkreis 83 Friedrichshain-Kreuzberg erobern will. Auch der langjährige Linke-Fraktionschef im Bundestag, Gregor Gysi, will es im Wahlkreis 84 Treptow-Köpenick erneut wissen.

Ebenso bewerben sich die Linke-Abgeordneten Petra Pau (49), Vize-Vorsitzende des Bundestags, und Gesine Lötzsch (51), Ex-Bundeschefin ihrer Partei, in ihren angestammten Wahlkreisen 85 (Marzahn-Hellersdorf) und 86 (Lichtenberg) wieder.

Als erste Berliner Partei wählte die CDU bereits im November ihre Landesliste. Angeführt wird sie erneut von der Vorsitzenden des Bundestags-Kulturausschusses, Monika Grütters (50). Offen ist dagegen das Abschneiden für die Kandidaten von FDP und Piraten. 2009 konnten die Berliner Liberalen aufgrund des Wahlerfolgs sogar drei Abgeordnete entsenden. Nun muss der Berliner FDP-Chef und Vize-Fraktionschef im Bundestag, Martin Lindner (48), fürchten, dass seine Partei an der 5-Prozent-Hürde scheitert. Das droht auch den Newcomern von den Piraten. Ihr Höhenflug aus dem Frühjahr ist derzeit deutlich gestoppt. (dpa)