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Archiv-Artikel

Der Befehl zum Aufmarsch

AFGHANISTANKRIEG II Vor seiner lange erwarteten Strategie-Rede unterrichtet Präsident Obama hohe Militärs, Kabinettsmitglieder und verbündete Regierungen – und er umwirbt die Skeptiker in der eigenen Partei

WASHINGTON taz | Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe seiner neuen Afghanistan-Strategie hat US-Präsident Barack Obama den Befehl zu dessen Umsetzung gegeben. Das wurde am Vorabend von Obamas lang erwarteter Ansprache in der Militärakademie West Point bekannt. 34.000 zusätzliche Soldaten sollen an den Hindukusch. Kern der Strategie: mit massiver Aufrüstung den Abzug vorbereiten. Auch die Verbündeten sollen sich stärker engagieren.

Am Sonntag hatte Obama zunächst zahlreiche hochrangige Militärs und Regierungsvertreter, darunter Vizepräsident Joe Biden und Außenministerin Hillary Clinton, im Oval Office über seine Entscheidung informiert. Einen Großteil des Montags habe der Präsident dann damit verbracht, seine Verbündeten in Afghanistan – darunter Großbritannien und Frankreich – und auch Russland telefonisch in seine neuen Pläne einzuweihen, schrieb die New York Times. Nach Informationen des Wall Street Journal wollte der US-Präsident noch vor seiner Ansprache vor den Kadetten in West Point auch bei Bundeskanzlerin Angela Merkel die Frage nach einem stärkeren militärischen Engagement erörtern. US-Medien zufolge haben einige Verbündete bereits zugesagt, die Zahl der Soldaten in Afghanistan noch einmal um weitere 5.000 Soldaten zu erhöhen.

Zu einer Deadline werde Obama sich nicht hinreißen lassen, berichteten US-Medien. Jedoch werde er einen Zeitplan vorgeben. Dazu werde Obama auch ultimative Forderungen an die Regierungen in Pakistan und Afghanistan richten.

Gut verkaufen muss Obama seine Strategie unter Kongressabgeordneten seiner eigenen Demokratischen Partei. Mit 30 von ihnen wollte er sich noch vor der Rede treffen. Sie fürchten vor allem, dass die Kosten des seit acht Jahre währenden Einsatzes dem Staat über den Kopf wachsen könnten. „Wir verstehen Afghanistan nicht gut genug und wir wissen nicht recht, was wir dort tun“, warnte der kalifornische Abgeordnete Mike Honda von den Demokraten. „Wir können diesen Krieg nicht gewinnen.“ ANTJE PASSENHEIM