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Einblick (612)

Leiko Ikemura, Künstlerin

Foto: Astrid Piethan

taz: Welche Ausstellung in Berlin hat Sie zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?

LI: Ich bin etwas ermüdet vom Überangebot in Sachen Kunst und deshalb gehe ich fast nur, wenn meine Freunde ausstellen. Ich wohne und arbeite ja hier und bin kein Kultur-Touri. Dennoch: Das Kupferstichkabinett zeigt Dürer und Kentridge, diese Ausstellung möchte ich mir noch anschauen. Die ständige Sammlung im Museum für Asiatische Kunst ist besuchenswert. Der Hamburger Bahnhof hat unabhängig vom Mainstream z. B. Hilma af Klint gezeigt, daran erinnere ich mich. Und sonst gerne immer wieder Dieter Roth dort.

Welches Konzert oder welchen Klub können Sie empfehlen?

Im Sommer Konzerte auf der Waldbühne; das Radialsystem bringt interessante zeitgenössische Musik, privat Hoffmanns Hauskonzerte. Erst neulich habe ich Michael Wollny entdeckt, einen tollen Pianisten und Komponisten. Wenn Hosokawas Stück in die Stadt kommt, gehe ich hin. Letztes Mal war ich bei Matsukaze, seine Tanzchoreographie war beeindruckend. In Clubs bin ich schon eine Weile nicht mehr gewesen, aber es ist immer wieder schön in der Viktoria Bar.

Welche Zeitung/welches Magazin und welches Buch begleitet Sie durch den Alltag?

Die Welt zum Frühstück, die FAZ auf dem Flughafen, Monopol beim Zahnarzt, die Bunte im Friseursalon; vor dem Schlafen ein Buch von Siri Hustvedt; auf sich immer verspätenden, langwierigen Zugfahrten Proust oder Musil, Murakami gegen die Langweile – und wenn Dichtung, dann Elisabeth Plessen.

Was ist Ihr nächstes Projekt?

Ausstellungen in Paris, Berlin, Nagoya und Reno, Nevada, außerdem ein Projekt im Dom Berlin. Gerade bin dabei, eine größere Panasia-Ausstellung zu entwerfen. Es kann aber dauern, denn ich möchte gleichzeitig eine Eurasia-Ausstellung kuratieren.

Zur Person

Leiko Ikemura,geboren 1951 in Tsu, in der japanischen Präfektur Mie, studierte zunächst Spanisch in Osaka, dann in Granada und parallel Kunst an der Akademie von Sevilla. Anfang der 1980er zog sie nach Zürich, später nach Nürnberg und Köln. Von 1991 bis 2015 hatte sie eine Professur an der UdK Berlin. Ihre Kunst wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet und wird weltweit ausgestellt, aktuell im Haus am Waldsee (siehe oben).

Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht Ihnen am meisten Freude?

Frühstück, Mittagessen und Dinner. Das Betrachten des Berliner Himmels und der Anblick von Katzen.

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