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Archiv-Artikel

Betrug und Medikamente

Die chinesischen Nationalspiele lassen nichts Gutes für Olympia 2008 in Peking erahnen

Dass es bei sportlichen Veranstaltungen nicht immer ganz sauber zugeht, wissen wir nicht erst seit Schummel-Schiri Robert Hoyzer. Dass es aber so dermaßen kracht wie gerade bei den Nationalspielen in Peking, lässt einen doch den Glauben an den guten Sportsgeist verlieren. Es könnte uns ja eigentlich egal sein, was die Chinesen bei ihren Meisterschaften im eigenen Land so treiben – wenn sie nicht die Ausrichter der kommenden Olympischen Sommerspiele in drei Jahren wären. Gleich drei Kampfrichter jedenfalls sind 2008 mit Sicherheit nicht mehr dabei – sie wurden wegen Bestechung lebenslang gesperrt.

Zudem lassen Kampfabsprachen unter Sportlern und Medaillenannahmeverweigerungen von Zweitplatzierten Zweifel aufkommen, wie ernst es die Chinesen mit der für den Sport so gerne beschworenen Fairness nehmen. Und es erscheint einigermaßen albern, dass IOC-Präsident Jacques Rogge noch bei der Eröffnungsfeier die „hohe Qualität“ der Nationalspiele gelobhudelt hat.

Aber nicht nur um die angemessene Ausrichtung der Spiele scheint man fürchten zu müssen, sondern auch um den sauberen Wettbewerb. Man konnte schon am Medaillenspiegel von Athen erkennen, dass die Volksrepublik prächtig auf Olympia im eigenen Land hintrainiert: China war Zweiter, hinter der Sportgroßmacht USA. Wie diese Vorbereitung in den nächsten drei Jahren aussehen mag, kann man nun ahnen: Nach verschärften Dopingtests wurden vor den Nationalspielen 26 Athleten mit verbotenen Substanzen im Urin erwischt; eine Athletin – die Langstreckenläuferin Sun Yingjie – wurde nach dem 10.000-Meter-Lauf positiv auf Androsteron getestet. Am Tag zuvor hatte sie übrigens den Marathon gewonnen. Wer in zwei Tagen 42 Kilometer und noch mal zehn laufen will, muss wohl dopen.

Wenn die Welt-Anti-Doping-Agentur also nicht noch stärkere Kontrollen durchführt, könnte China zur DDR des 21. Jahrhunderts werden. Und angesichts der Realisierung des kommunistischen Staatsauftrags „Mehr Medaillen“ müsste man ab sofort die Schreibweise ändern: Do-Ping. JUTTA HEESS