: „Ein bisschen geknausert“
HIMMEL Bremen genießt seinen sonnennächstenTag im Jahr – bei wolkigen neun Grad
■ vollblond, mehrere Milliarden Jahre alt. Von den Azteken Tonatiuh genannt, in deutschen Männergruppen als Helmut Helios bekannt.
taz: Sie sind Bremen heute so nah wie sonst nie im Jahr. Wie kommt’s, Frau Sonne?
Susanne Sonne: Bin ich das wirklich? Ja, so was – das ist ja aufregend! Dann muss ich heute wohl meinen Perihel haben!
Ihren was, bitte?
Na, den Perihel eben! Den erdnächsten Punkt, Bremen inklusive. Aber ehrlich gesagt, mein Lieber: Sie bewegen sich – nicht ich!
Gewiss, gewiss. Aber wenn wir uns heute schon so nah an Sie heran rotieren – warum verbergen Sie sich dann den ganzen Tag lang hinter Wolken?
Aber das hatten wir doch gerade: Ich tue gar nichts. Die Wolken bewegen sich. Punkt.
Immerhin sind wir uns heute um fast fünf Millionen Kilometer näher als am gegen überliegenden Scheitelpunkt der Umlauf-Ellipse! Könnte da nicht wenigstens ein bisschen Wärme für uns abfallen?
Och, neun Grad – das ist doch ordentlich! Fragen Sie mal Ihre Kollegen vor 12.000 Jahren. Da hab ich wirklich ein bisschen geknausert.
Dass Sie mir jetzt mit der letzten Eiszeit kommen ist aber nicht so charmant. Ich sage ja auch nicht „Sunna“ zu Ihnen wie meine althochdeutschen Großeltern. Sondern ganz modern Susanne. Und wenn wir schon Hauptscheitel-Tag haben, dann könnten wir das doch ein bisschen feiern? Mit ein, zwei Strahlen, wenigstens gegen Abend?
Also, wenn Sie mich so weiter bedrängen, dann sehne ich mich aber langsam nach meinem Aphel am 5. Juli. Der entfernteste Punkt zur Erde, richtig. Dann bin ich 152,096 Millionen Kilometer von Bremen entfernt – freu’ ich mich jetzt schon drauf!Interview: HB
Perihel-Durchgang: Heute in 147,099 Millionen Kilometer Entfernung von der Erde