: Das Falsche, zu wenig und zu langsam
ENERGIE Die Energiewende bedrohe den Standort, klagen die Industrie- und Handelskammern im Norden
Die Energiewende gefährdet die sichere Stromversorgung in Norddeutschland: Diese Sicht der Dinge haben einmal mehr die Industrie- und Handelskammern (IHK) dargelegt. Bis zum Jahr 2030 verliere Norddeutschland rund 16.000 Megawatt der grundlastfähigen Kraftwerksleistung, teilte die IHK Nord gestern in Hamburg mit – das seien 90 Prozent. Gleichzeitig gehe es beim Bau von neuen Kraftwerken nur schleppend voran. Allein in den vergangenen Jahren seien sechs Projekte gestoppt worden, im Bau seien lediglich vier neue konventionelle Kraftwerke mit einer Kapazität von 3.000 Megawatt. In der IHK Nord sind 13 Kammern aus den norddeutschen Bundesländern zusammengeschlossen.
„Die norddeutsche Wirtschaft ist auf eine bezahlbare und verlässliche Stromversorgung angewiesen“, sagte der Präses der Handelskammer Hamburg, Fritz Horst Melsheimer. „Diese kann auf absehbare Zeit nicht alleine durch die erneuerbaren Energien geleistet werden, vor allem weil Speichermöglichkeiten fehlen.“ Daher müssten auch konventionelle Kraftwerke modernisiert und neu gebaut werden.
Erfreulich sei die Nachricht, dass Norddeutschland bundesweit Maßstäbe setze beim Ausbau der erneuerbaren Energien: Der Anteil der Windenergie am Stromverbrauch liege im Norden mit rund 20 Prozent deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 7,6 Prozent. Dennoch bleibe speziell der Ausbau der Offshore-Windenergie weit hinter den politischen Zielsetzungen zurück. Die Bundesregierung strebe bis zum Jahr 2030 eine Offshore-Kapazität von 25.000 Megawatt an. Genehmigt seien dagegen erst 29 Windparks mit rund 9.000 Megawatt. In Betrieb wiederum seien nur drei.
„Vor diesem Hintergrund muss das gewaltige Potenzial der Windenergie vor den Küsten, aber auch an Land, noch konsequenter genutzt werden“, forderte Melsheimer. Eine besondere Herausforderung stelle dabei die Anbindung der Windparks an die Energienetze dar. (dpa)