das wichtigste
: Beben unterschätzt

UNO: Internationale Gemeinschaft hat Größe des Desasters in Pakistan nicht erfasst. Zahl der Opfer steigt

MUZAFARRABAD afp ■ Die internationale Gemeinschaft hat die Auswirkungen des Erdbebens in Südasien nach Ansicht eines UN-Hilfskoordinators unterschätzt. Mehr als zwei Wochen nach dem verheerenden Beben lasse sich das Ausmaß der Katastrophe immer noch nicht überblicken, sagte der UN-Koordinator für die Erdbebenhilfe in Muzaffarabad, Rashid Khalikov, gestern. Tausende Menschen in hochgelegenen Regionen hätten immer noch keine Hilfe bekommen. Auch das Internationale Komitee vom Roten Kreuz beklagte, dass die Hilfsmaßnahmen nur langsam vorankommen. Indien kündigte angesichts der katastrophalen Lage die Einrichtung von Versorgungszentren in Kaschmir an.

In den Tagen nach dem Beben habe die Welt „ganz klar die Größe und Komplexität des Desasters“ nicht erfasst, sagte Khalikov. Täglich erreichten die Hilfskräfte Informationen aus weiteren bisher unzugänglichen Gebieten. Logistisch gesehen sei der Einsatz der „wahrscheinlich schwierigste“ in der Geschichte internationaler Hilfseinsätze. Angesichts von Millionen Obdachlosen seien die bisher verteilten 60.000 Zelte völlig unzureichend. Wie zuvor UN-Generalsekretär Kofi Annan rief er die internationale Gemeinschaft zu stärkerer Unterstützung auf. Von den 312 Millionen Dollar, die die UNO für Hilfszwecke angefordert hatte, seien erst 90 Millionen Dollar eingegangen.

Die Zahl der Opfer stieg immer noch an. Der Chef des pakistanischen Katastrophenschutzes, Generalmajor Ahmad Khan, sprach von mehr als 53.000 Toten und 75.000 Verletzten. Tausende Überlebende flohen aus der fast völlig zerstörten Region Balakot.