: Strahlender Gewinner
Atomforscher bekommt Materialforschungspreis
And the Winner is...: Die Atomwirtschaft. Bei der gestrigen Verleihung des weltweit höchstdotierten Preises für Materialforschung erhält mit Georges Martin aus Frankreich ein Berater des französischen Atomenergie-Kommissariats den höchstdotierten Werkstoffpreis der Welt. 100.000 Euro erhält Martin für seine Forschung zu „Driven Alloys“, Materialien, die nicht nur Atomkraftwerke, sondern auch die Räder des französischen Hochgeschwindigkeitzuges TGV sicherer machen sollen.
Die Begründung der Jury für die gestern in der Essener Villa Hügel bekannt gegebene Entscheidung: Das von Martin entwickelte Werkstoff-Konzept sei wegweisend zur Entwicklung hoch widerstandsfähiger Materialien, die die Sicherheit und Effizienz von Atomkraftwerken verbesserten.
In der Essener Villa ging gestern die zweitägige Rhine Ruhr International Materials Conference zu Ende, die sich mit der Zukunft von Werkstoffen als Optimierer von Energietechnik weltweit befasste. Und das der deutsche Sonderweg des Atomausstiegs möglichst bald beendet sein sollte, daran ließen die Preisverleiher gestern keinen Zweifel. Ekkehard Schulz, Vorstandsvorsitzender der ThyssenKrupp AG, forderte auf der Pressekonferenz zur Preisverleihung, dass die wissenschaftliche Basis der Kerntechnik in Deutschland erhalten bleiben müsse, „um in der internationalen Diskussion um ihre künftige Nutzung bestehen zu können“. Allerdings möchte sich Schulz trotz seines Atomenergie-Plädoyers nicht die Pflicht nehmen lassen: Es sei seiner Meinung „nach anzumerken, dass nukleare Sicherheitsforschung und Fusionsforschung eindeutig staatliche Aufgaben sind.“
Und da die Jury eigentlich keinen Preis für Sicherheitstechnik in der Materialforschung, sondern einen für Energietechnik verleihen wollte, verteidigt Schulz die Jury-Entscheidung so: Bei verbesserter Sicherheit ließen sich die Atomkraftwerke letztlich auch bei höherer Temperatur betreiben. „Dadurch steigt dann natürlich auch deren Effizienz.“
Einen undotierten Preis verlieh die Jury gestern auch noch, quasi als Trost: Den Preis „Materials Science Life‘s Work Medal 2005“ erhielt für sein Lebenswerk der Gründer des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg, Adolf Goetzberger. ELMAR KOK