Schöne Pünktchen

Timo Boll gewinnt den Weltcup und will wiederdie Nummer eins der Tischtennis-Welt werden

LÜTTICH dpa ■ Timo Boll wurde gefeiert wie ein Champion. Der frisch gekürte Tischtennis-Weltcupsieger konnte sich nach dem größten Erfolg seiner Karriere vor Lob und Dank kaum noch retten. Für den Deutschen Tischtennis-Bund (DTTB) erweist sich Boll immer mehr als Glücksfall. „Das ist einfach super, sportlich und auch für unser Marketing. Jetzt bekommt die Öffentlichkeit viel besser mit, dass es nächstes Jahr nicht nur eine Fußball-Weltmeisterschaft, sondern auch eine Tischtennis-WM in Deutschland gibt“, kommentierte DTTB-Präsident Thomas Weikert den Gala-Auftritt des 24-jährigen Hessen. Auch „Chinesenschreck“ Boll, der innerhalb von 24 Stunden die drei besten Spieler der scheinbar übermächtigen Asiaten jeweils mit 4:3 bezwang, hat sich den Termin der Mannschafts-WM vom 24. April bis 1. Mai 2006 in Bremen rot im Kalender angestrichen. Bereits in drei Wochen wird sich der Weltcupsieger den deutschen Fans bei den German Open in Magdeburg präsentieren. „Auch da rechne ich nun mit einem zusätzlichen Zuschauereffekt“, sagte Weikert.

Der DTTB-Hoffnungsträger wollte zunächst drei oder vier Tage nur ausspannen. „Ich bin rundum unglaublich glücklich. Es war immer eine hohe Konzentration nötig, und ich musste mich ganz schön quälen“, schilderte der Linkshänder die Strapazen des dreitägigen Weltcup-Turniers, das er bereits zum zweiten Mal nach 2002 in China gewann.

„Damals war das Niveau aber nicht so hoch. Deshalb stufe ich Lüttich als das beste Turnier meiner Laufbahn ein“, sagte der von rund 4.000 belgischen Fans gefeierte ehemalige Europameister. Boll bedankte sich am Mikrofon in Englisch und Deutsch für die lautstarke Unterstützung, warf seine Schlägerbeläge ins Publikum und peilte bereits die nächsten Ziele an. „Ich will wieder die Nummer eins werden. Einige schöne Pünktchen habe ich ja hier gesammelt“, sagte der derzeitige Weltranglisten-Zweite.

Der ohnehin schon große Respekt der Chinesen vor dem Topspin-Künstler aus Deutschland dürfte gewaltig gewachsen sein. „Ich habe nichts dagegen, wenn sich mein chinesischer Kollege Gedanken machen muss“, sagte Bundestrainer Richard Prause. Er lobte vor allem die mentale Stärke von Boll, der trotz einiger „Löcher“ in seinem Spiel niemals aufsteckte und auch Rückstände wie im Finale gegen den Olympia-Zweiten Wang Hao aufholte.

Zudem hat sich der von seinen Rückenproblemen befreite WM-Zweite im Doppel und mit der DTTB-Mannschaft im Aufschlag-Rückschlag-Spiel enorm verbessert. Bei den so genannten kleinen Punkten sieht Boll immer öfter groß aus. Das macht Mut, nicht nur für die Team-WM 2006 in Bremen. „Ich weiß nun, dass ich gegen die Chinesen bei den wichtigsten Turnieren gewinnen kann, also auch bei Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen“, bilanzierte Boll.