: Geben, so viel man kann
Vom 26.10. bis 12.11. lädt die Schwankhalle zum Kulturfestival „Theater für alle“ ein. Geboten wird ein Querschnitt der Saison 2005/ 2006 mit Theater, Literatur, Musik und Tanz. Der Besucher zahlt nach Gefallen – und wenn er will in Naturalien
Bremen taz ■ „Theater für alle“ könnte zur Zeit in Bremen auch ein Kampfruf sein, aber in diesem Fall ist es doch eher eine Einladung: Vom 26.10 bis zum 12. 11. stellen das Junge Theater Bremen und das steptext dance project ein täglich wechselndes Programm vor. Das reicht von Theater und Musik über Literatur bis hin zu Tanz und Performance und stellt mit einer Mischung aus Gastspielen und Bremer Produktionen einen Querschnitt der Saison 2005/2006 dar.
Ungewohnt ist die Bezahlung: „Give as much as you can“, lächelt eine Hausfrau mit Suppenschüssel unterm Arm von den Programmzetteln herab. Vor Ort wird zwar keine Hausfrau sondern ein Sparschwein stehen, aber das Prinzip ist das Gleiche: Jeder Besucher entscheidet selbst, was er zu geben bereit ist. Die Schwankhalle verfährt nun schon im elften Jahr so und macht nach Ansicht der künstlerischen Leiterin, Susanne von Essen, kein schlechtes Geschäft damit: „Es ist ein guter Durchschnitt.“ Vor allem finde ein anderes Publikum als sonst den Weg ins Haus: „Es sind oft Leute, die eigentlich das Vorurteil haben, das Programm sei unzugänglich und extrem avantgardistisch.“
Viele von denen, die zu Beginn nölend vor dem Schwein gestanden hätten – denn jeder muss etwas geben –, kämen hinterher bereitwillig noch einmal vorbei, um etwas nachzureichen.
Der Eintrittspreis muss dabei nicht notwendigerweise mit Geld bezahlt werden: In der Vergangenheit wurde auch mit Gedicht-Aufsagen, Kuchen oder Wein gezahlt. Das Budget, das der Schwankhalle für das „Theater für alle“ zur Verfügung steht, ist eher knapp: 10.000 Euro schießt das Kulturressort zu, der Restbetrag wird über den Gastspiel-Etat und Sponsoren gedeckt.
Künstlerisch gesehen ist Vielfalt Programm. Auch in diesem Jahr hat sich die Schwankhalle um Kooperationen bemüht: Gemeinsam mit dem Haus im Park beschäftigt man sich in Vorträgen und einem Theatergespräch (12.11) mit Schillers Begriff von Anmut und Würde sowie der Frage, welchen Sinn Theater heute stiften kann. Zusammen mit dem Literaturforum präsentiert man die Blumenbar, einen jungen Münchner Verlag, mit seinen Autoren Thomas Palzer und Raul Zelik (4.11)., und Birgit Vanderbeke liest aus ihrem neuen Roman „Sweet Sixteen“ (10.11.).
Daneben sollen die hauseigenen Künstler stärker in den Programmvordergrund treten: Maren Strack, die 2004 den ersten Autoren- und Produzentenpreis des Jungen Theaters gewonnen hat, zeigt mit „Ytong“ eine Tanzperformance auf Stein (6.11.), und Gilla Cremer, künftig „Artist in residence“ des Jungen Theaters, ist mit Cello-Begleitung im Stück „Meeresrand“ zu sehen (31.10). Der künstlerische Nachwuchs, der sich zum „Outnow-Festival“ in der Schwankhalle getroffen hatte, ist mit Film, Tanz und Theater vertreten, während steptext mit „Men @ Work“ (9.11.) eine Werkschau in ein noch unfertiges Stück bietet. Bleibt die Bremer Szene: Das Theatre du Pain lädt in die „Notaufnahme“ (3.11) ein, die speziell für das „Theater für alle“ eingerichtet wurde. grä
Mehr Informationen unter: www.schwankhalle.de