: „Armselige Vorstellung“
Zunehmend Kritik am Vorgehen des Kultursenators gegenüber Bremer Theater
Bremen taz ■ Angesichts der nach wie vor ausstehenden Oktober-Gehälter für das Bremer Theater mehren sich die Stimmen, die das Vorgehen von Kultursenator Jörg Kastendiek (CDU) kritisieren. Als „armselige Vorstellung“ bezeichnete die grüne Fraktionsvorsitzende Karoline Linnert die Weigerung, die Gehälter vor Abschluss eines Haustarifvertrags zu zahlen. „Die Löhne zur Verhandlungsmasse zu erklären, wie es das Kulturressort versucht, ist skandalös“. Linnert betonte, dass auch das Theater einen Sparbeitrag leisten müsse – es brauche aber eine solide finanzielle Basis. „Wir schlagen vor, mit dem Theater einen 5-Jahres-Vertrag zu verhandeln – basierend auf dem aktuellen Gutachten und einem Städtevergleich“.
Auch die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger kritisierte in einer Pressemitteilung die Nicht-Auszahlung der Gehälter. „Selbstverständlich werden wir uns im Interesse des Erhalts des Theaters und der Arbeitsplätze den Verhandlungen über einen Haustarifvertrag nicht verweigern“, hieß es. „Aber weder werden wir die Beschäftigten als haftende Geiseln nehmen lassen, noch sind wir die Unfallklinik für die Opfer der offenkundigen Misswirtschaft von Senat, Aufsichtsrat und Theatergeschäftsführung.“
Äußerst scharf formulierte der Direktor des Wiener Burgtheaters, Klaus Bachler, in einem offenen Brief an den Kultursenator das Vorgehen: „Möglicherweise gab es im Bremer Theater auch betriebswirtschaftliches Fehlmanagement, aber Politik und Aufsichtsrat haben das Theater offenbar im vollen Bewusstsein seiner chronischen Unterfinanzierung in den Ruin treiben lassen.“ Bachler weiter: „Man kann nicht zuerst gemeinsam Schulden machen und diese dann in einem Moment, der einem günstig erscheint, den Schwächeren aufbürden. Abgesehen davon ist die Idee, eine zu 100 % von der öffentlichen Hand subventionierte GmbH in Konkurs gehen zu lassen, politisch-moralisch verwerflich und juristisch höchst zweifelhaft.“ Das Kulturressort wollte sich mit Verweis auf die laufenden Verhandlungen nicht äußern. grä