: Alumni-Club organisiert Afrikaprogramm
Und liegt damit im Trend deutscher Absolventenvereine: Intellektueller kommt vor finanziellem Mehrwert
Sie verbinden ehemalige Kommilitonen. Sie machen Diplomverleihungen feierlich. Sie wollen Geld einsammeln – irgendwann. Die so genannten „Alumni“-Vereinigungen ehemaliger Studierender werden an deutschen Unis immer beliebter. Ein Novum schaffte nun der Osi-Club, das sind Freunde und Absolventen des Otto-Suhr-Institutes (Osi) für Politische Wissenschaften: Die Politiknetzwerker bieten eine vorzüglich besetzte Ringvorlesung Afrika an. Und organisieren parallel vier Lehrveranstaltungen zum früheren Studienschwerpunkt des Osi: Afrika.
Immer donnerstags finden sich Exbundesministerinnen wie Herta Däubler-Gmelin am Otto-Suhr-Institut in Dahlem ein. Afrikaforscher wie der Osi-Emeritus Franz Ansprenger oder Stefan Mair von der Stiftung Wissenschaft und Politik denken über „Staatszerfall“ in Afrika nach. Matthias Kleinert von DaimlerChrysler fragt nach der Verantwortung der Wirtschaft für den Krisenkontinent.
Das ist fast zu viel, um wahr zu sein. Und schon könnte man sich fragen: Machen die Ex-Osianer da vielleicht den Job, den das Institut erledigen sollte, aber nicht mehr kann? Nein, antwortet Christian Walther, Manager und Öffentlichkeitsarbeiter des Osi-Clubs. „Denn wir entlassen die Universität ja nicht aus ihrer Verantwortung, sondern wir erinnern sie an ihre Aufgaben.“ Der Afrikaschwerpunkt, den der 500 Mitglieder starke Alumni-Club auf die Beine gestellt hat, ist seine erste inhaltliche Intervention in die Uni. Vor fünf Jahren gegründet, hat sich die Kontakt- und Ehemaligenbörse bislang eher darauf konzentriert, Mitglieder zu gewinnen und das Image des Osi aufzupolieren – etwa mit Verleihung von „Lorbären“ an exzellente Politikabsolventen. Das Geld des Alumunus, zu Deutsch: des ehemaligen Zöglings, spielt noch keine Rolle. „Wenn wir vor 30 Jahren angefangen hätten, ginge das vielleicht“, sagt Walther, der im Hauptberuf Fernsehjournalist ist.
Das ist beim Osi-Club nicht anders als bei anderen Zöglingsvereinen. Inzwischen gibt es zwar ein Netzwerk, in dem rund 70 Hochschulen und über 100 Einzelclubs Mitglied sind, aber echte Mitteleinwerbung wohlhabender Exstudenten findet kaum statt. „Friend Raising geht vor Fund Raising“, sagt Achim Fischer von der Uni Mannheim, deren Verein AbsolventUM sich – so der Stifterverband – nicht hinter US-amerikanischen Pendants zu verstecken braucht. Fischer warnt vor dem finanziellen Vergleich. Es sei unsinnig, wenn Unis einen Alumni-Club gründen wollten, um kurzfristig Löcher zu stopfen. Der Nutzen in Mannheim (gegründet 1995) liegt jährlich bei einer fünfstelligen Summe.
Pekuniär kann der Osi-Club davon nur träumen. Sein Engagement fürs Afrikaprogramm liegt bei 3.000 Euro, inklusive Bücherspenden. Den intellektuellen Mehrwert gibt’s ab morgen, wenn Dr. Jacob Mabe über die „Entwicklungspolitik als Katalysator europäisch-afrikanischer Beziehungen“ spricht. CIF