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carlier | gebauer
: Körperliche Erinnerung: Asta Grötings Film- und Formsprache blickt nach innen

Detail von Asta Grötings Skulptur „Ghost“, 2015, Silicone und Polyurethan, 194 x 300 x 40 cm Foto: Jens Ziehe; Courtesy the artist and carlier | gebauer

Erinnerungspraktiken materialisieren sich in Asta Grötings Einzelausstellung „TOUCH and Ghost“ bei carlier | gebauer als dichter Formabdruck des Körpers, aber auch in der Formsprache ihrer Videoarbeiten. Mit der Skulpturengruppe „Ghost“ setzt sie ihre Serie „Space Between a Family“ fort. Die Figuren, lebensgroße Abgüsse von Grötings Familienmitgliedern (zuvor aus monochromem Aluminium oder grauem Beton), tauchen in das Innerste der Abdruckmasse: Hemdfalten, Hautfurchen und scharfkantige Handabdrücke pressen sich in das Material hinein, höhlen die Körper aus, statt sie wie in üblichen skulpturalen Verfahren wieder zu befüllen. Gröting betont Zwischenräume und Leere als Orte emotionaler Tiefe. Der Titel deutet Geisterhaftigkeit an, obwohl die Figuren die bisher farbenreichste Variante der Serie darstellen und sich zum ersten Mal ein Substanz rekreierendes Ausgießen zumindest andeutet. Grau, perlmutt und schwarz eingestäubt, sind ihre Gesichtspartien ausgespart. Aus den Fußaushöhlungen klappt sich eine zweite – ebenfalls kopflose – von lila Farbpigmenten durchzogene Schicht auf den Boden. Erstarrt und gleichzeitig von intensiver Präsenz. Die Videoarbeit „TOUCH“ dagegen taucht die Gesichter vertrauter Personen in warmes Licht. Während Gröting mit den Händen probend über ihre Gesichtszüge fährt, blicken sie ihr ruhig in die Augen: Vertrautheit im intimen Moment des künstlerischen Vortastens. Im Video „Buddy Big Mountain“ beschreibt der Tänzer und Bauchredner Buddy Big Mountain in der Tradition der Oral History seine Profession und Familiengeschichte. Umsichtig erkundet er die Dynamiken des Überlebens und der Kreativität im nordamerikanischen Siedlerkolonialismus für Native American Künstler. Seine sorgfältige Gestik zeugt von der Erfahrung mit Handpuppen. Auch hier kehrt die Lichtgebung des Films die Körperlichkeit von Erinnerung heraus. NYM

Bis 6. 2., Di.–.Sa., 11–18 Uhr, Markgrafenstr. 67