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Archiv-Artikel

Was für eine Zeitung!

JUBILÄUM In dieser 10.000. Ausgabe der taz schreiben ehemalige wie jetzige RedakteurInnen, was sie schon immer einmal schreiben wollten. Subjektiv, objektiv, schamlos, schmerzfrei. Über sich, Gott und die taz

Sind Mitteilungsbündel wie Zeitungen so veraltet wie Fernsehen in Schwarz-Weiß oder Tonträger aus Vinyl? Wer erfährt aus einer Zeitung das Nachrichtengeschehen? Es werden immer weniger.

Zeitungen sind keine Medien der allerersten Kenntnisnahme von Nachrichten mehr. Ob deshalb bedrucktes Papier in Zeitungsform keine Zukunft mehr hat, ist natürlich offen. Die deutschsprachige Financial Times ist abgewickelt, die Frankfurter Rundschau wird es bald sein. Beide Zeitungen haben so alles probiert, um nicht für überflüssig gehalten zu werden. Es hat nichts genützt.

Die taz publiziert heute ihre 10.000. Ausgabe. Es ist eine, die den Wünschen nach sogenannter Aktualität kaum nachkommt. Die finden Sie heute auf taz.de – und das könnte für jede der nächsten 10.000 Ausgaben dieses publizistischen Unternehmens das Übliche sein: dass Sie in der papiernen taz hauptsächlich die hintergründigen Informationen, sortierten Nachrichten und aufbereiteten Sachlagen finden. Kulturell, politisch, gesellschaftlich.

Diese 10.000. Ausgabe der taz mit Beiträgen einstiger taz-KollegInnen wie Mariam Lau, Götz Aly oder Arno Widmann oder heutiger KollegInnen wie Doris Akrap, Wolf Schmidt, Stefan Reinecke oder Franziska Seyboldt zeigen, was die Krise des Papierzeitungsgewerbes auch bedeuten kann: sich auf die Stärke des Hintergründigen, des Abseitigen, des Überraschenden zu verlassen. Darauf, dass dem Wust von täglichen Nachrichten glossierend, analysierend und nicht aktualistisch begegnet wird.

Diese Ausgabe tut nicht so, als spiegelte sie alle Welt. Sie ist ein Ausschnitt, und mehr will sie gar nicht sein. Aber die Arbeit an dieser Ausgabe hat uns gezeigt, dass es Zeitungen auch in Zukunft geben kann. Dafür gibt es verschiedene Gründe. Der beste: Es ist aufregend, Zeitung zu machen. Immer noch. Jedes Mal.

JAN FEDDERSEN, DENIZ YÜCEL