: Brennende Peterwagen
ANSCHLÄGE Unbekannte greifen Polizeirevier im Hamburger Schanzenviertel an. Zoll-Fahrzeuge angezündet. Bezug zur Innenministerkonferenz vermutet
Polizeisprecher Ralf Meyer
Der Aktion war offenbar gut geplant: Etwa 10 Vermummte waren es, die nach Polizeiangaben am Donnerstagabend das Revier Lerchenstraße im Hamburger Schanzenviertel angegriffen haben: Sie warfen Steine und setzten zwei Streifenwagen in Brand. Die Polizei schloss am Freitag einen Zusammenhang zur zeitgleich tagenden Innenministerkonferenz (IMK) nicht aus.
Nach eigenen Angaben hatten die Beamten gegen 23 Uhr Hilferufe gehört und eine Schlägerei vor der Wache vermutet. Als ein Polizist durch einen Nebeneingang das Gebäude verließ, sei er sofort mit Steinen attackiert worden. Andere Akteure hätten versucht, den Haupteingang mit einer Kette zu verriegeln. Die gläserne Vordertür und mehrere Fensterscheiben wurden eingeworfen, vor dem Gebäude zwei Streifenwagen angezündet. Verletzte gab es nicht.
Danach flüchteten die Unbekannten offenbar durch Seitenstraßen in Richtung St. Pauli. Die Fahndung mit Streifenwagen sei schwierig gewesen: Stählerne „Krähenfüße“ und brennender Unrat hätten den Weg versperrt.
Die Polizeiwache Lerchenstraße ist seit Jahrzehnten wegen Übergriffen berüchtigt. Schon beim letzten Schanzenfest im September war das Revier attackiert worden. Damals machte die Polizei nicht die autonome Szene verantwortlich, sondern Krawalltouristen. Diesmal vermuten die Beamten einen Zusammenhang mit den Beschlüssen der Bremer IMK zum Bleiberecht und der Verschärfung der Gesetze bei Widerstandshandlungen gegen Polizisten.
Ebenfalls geprüft würden Verbindungen zu einem Anschlag auf das Gebäude des Bundeskriminalamts in Berlin, „das mit Molotow-Cocktails beworfen wurde“, sagte Hamburgs Polizeisprecher Ralf Meyer. Er spricht von einer „neuen Dimension der Gewalt, die wir bisher nicht kannten“. Einen Anschlag drei Stunden später in Hamburg-Hammerbrook rechne man nicht den selben Tätern zu: Dort waren zwei Zivilfahrzeuge des Zolls angezündet, die auf dem Gelände des Bundesamtes für die Anerkennung ausländischer Flüchtlinge geparkt waren.
„Von diesen hinterhältigen Taten“, erklärte Hamburgs Innensenator Christoph Ahlhaus (CDU), „lassen wir uns in keinster Weise einschüchtern.“ KVA
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