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Archiv-Artikel

Wann waren Sie das letzte Mal glücklich?

Stefan Klein 44, ist Biophysiker und freier Autor. 2002 erschien sein Bestseller „Die Glücksformel“

Die Kinder machen mich glücklich. Zuletzt, beispielsweise, fuchtelte ich mit einem Kugelschreiber vor dem Gesicht meines drei Monate alten Sohnes Elias herum. Der Kleine streckte die Hand aus, grapschte nach dem Kuli und erwischte ihn. Natürlich ließ er ihn gleich wieder fallen. Aber er hatte zum ersten Mal gezielt und getroffen. Ich platzte vor Vaterstolz. Es sind solch kleine Dinge, die uns glücklich machen.

Schließlich ist Glück eine Emotion und somit ein Signal, mit dem die Natur uns verführt. Deshalb empfinden wir Glück auch bei einem guten Essen oder beim Sex. Und über was könnte ich mich mehr freuen als darüber, dass meine Gene sich da so prächtig entwickeln?

Das mag für Außenstehende schon fast lächerlich erscheinen, aber so ist eben das Glück: Was uns glücklich macht, ist immer ganz persönlich, auch wenn wir alle dann das Glück auf dieselbe Weise erleben.

Cécile Lecomte, 27, ist Meisterkletterin und steigt Atomkonzernen aufs Dach

Ich brauche nicht viel. Am liebsten verknüpfe ich meine Leidenschaft zum Klettern mit politischer Arbeit und menschlicher Wärme. In einer Gesellschaft, die beispielsweise Konsum und die sinnlose Verschwendung von sowie Kriege um – begrenzte – Erdressourcen vorantreibt, fühle ich mich unwohl, insbesondere zur Weihnachtszeit, wo in den Städten reger „Konsumtempelbesuch“ herrscht. Glücklich bin ich also, wenn ich diesem Treiben etwas entgegensetze.

Das letzte Mal, das war vor kurzem bei einer nächtlichen Aktion, als ich mit FreundInnen die Stadt vertikal erkundete und Transparente gegen das Militär an Fassaden und Masten aufhängte. Ein schönes Gefühl, die Mächtigen mit pfiffigen Aktionen zu überraschen und etwas Aufmerksamkeit zu schaffen.

Gesine Schwan, 66, ist Politikwissenschaftlerin und war bis 2008 Präsidentin der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Sie kandidierte zweimal für das Amt der Bundespräsidentin.

Ich bin eigentlich fast jeden Tag glücklich, in unterschiedlicher Intensität. Generell ist es gelungene Kommunikation, die mich froh macht, so wie letztens, als ich mit jungen Leuten in Schulen über Europa diskutiert habe. Politisch ist ja derzeit nicht so viel Anlass zum Glücklichsein. Aber ich habe mich zum Beispiel riesig gefreut, als Obama seine Gesundheitsreform eine Stufe weitergebracht hat. Er spielt hohes Risiko, aber ich finde es notwendig und bewundernswert.

Privat war ich kürzlich sehr glücklich, als sich in meiner Familie die Angst vor einem gesundheitlichen Problem als unbegründet herausgestellt hat.

Und da ist natürlich mein Enkel. Mit dreieinhalb sind Kinder manchmal ziemlich widerborstig, und wenn wir nach einem Streit wieder zum gemeinsamen Strahlen finden – das macht mich richtig glücklich.

Alexander Kempe, 47, ist taz.de-Leser und stellte seinen Beitrag ins Netz

Zwar nicht der letzte, aber ein sehr intensiver Glücksmoment, den ich gern mit euch teile: Gabi, eine gute, leider zu weit weg wohnende Freundin, hat mich auf ihre kleine Schäreninsel kurz vor Göteborg eingeladen, um bei ihrer Dissertationsfeier die Tack-för-maten-Rede zu halten. Das ist ein schwedisches Ritual und bedeutet in etwa: „Danke fürs Essen“.

Ich war superstolz, dass sie mich ausgewählt hatte und dass ich so auch mal wieder ihre ganze tolle Familie – acht Geschwister! – wiedersehen konnte. Erzählt habe ich dann eine Episode aus dem Film „What the Bleep Do We Know“: Wasser kann mit positiver Information versehen werden und diese so auch übertragen. Auf dem Glas Wasser, das ich ihr dann überreicht habe, stand „Glück“. Das hat gepasst.