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Danke, Til!

MACHO UND MAUERBLÜMCHEN Noch einmal mit Gefühl: Der sowieso garantierte Kassenschlager „Zweiohrküken“ von, mit und überhaupt dank Til Schweiger

Bemerkenswert ist die Leichtigkeit, mit der die eigentlich wichtigen Themen des Jahres in die Dialoge einfließen – zum Beispiel die Intimrasur

Der allgemein bekannte Teil des Geheimnisses der meisten Kino-Hits lautet: Wiederholung. Til Schweiger zeigt sich hier als ganz professionell, wenn er in „Zweiohrküken“ das volle Programm seines Kassenschlagers „Keinohrhasen“ nach dem Motto „Noch einmal mit Gefühl“ und mit nur leichten Abänderungen neu auflegt. Angefangen vom Starttermin, der zwei Wochen vorverlegt wurde, um die Feiertagssaison voll abzuschöpfen, über die wahnsinnig lustige Ausgangsidee, einen Macho und ein Mauerblümchen zusammenzubringen, bis hin zum titelgebenden selbstgenähten Stofftier findet der Zuschauer also alles fast genauso wieder wie vor zwei Jahren. Auch auf süß-bedeutsames Kindergeplapper und eine ganze Phalanx von „bekannt aus Funk und Fernsehen“-Figuren in meist tatsächlich witzigen Kurz-Cameos muss man nicht verzichten. Und es liegt nicht an Uwe Ochsenknecht, dass sein gewollt grotesker Auftritt hier nicht ganz an den von Jürgen Vogel im Vorgängerfilm heranreicht; manche Dinge sind wohl doch beim ersten Mal am schönsten.

Die 40 nervigsten Kritiker

Ein Geheimnis freilich bleibt, warum das Ganze so erfolgreich war und wahrscheinlich wieder werden wird (anders als im Leben zahlen sich im Kino Wiederholungen immer aus!). Nun, zum einen sind da die Schauspieler, die Schweiger um sich herum versammelt hat: Nora Tschirner beweist erneut mit viel Mut zur Hässlichkeit ihr komödiantisches Talent. Wie es ihr als Brillenschlange Anna gelingt, vorgeblich langweilige Ernsthaftigkeit mit erotischer Ausstrahlung zu unterfüttern, ist sehenswert. Genauso wie Matthias Schweighöfer als notorischer Pechvogel und Jungmacho oder Ken Duken als der Mann, der kochen kann. Außerdem muss man den Drehbuchschreibern Anika Decker und Til Schweiger zugestehen, dass ihnen flotte, alltagsbetonte Dialoge gelingen, die den Bezug zur Gegenwart nicht durch bemühten Hang zum Slang herstellen, sondern durch die Leichtigkeit, mit der hier die eigentlich wichtigen Themen des Jahres – wie zum Beispiel die Intimrasur – einfließen.

Sie mag nicht jedermanns Geschmack sein, die Til-Schweiger’sche Mischung aus zotig und süß, aus Fäkal- und Sexualhumor, doch sie verfehlt ihre Wirkung nicht. Dass die massentauglichsten Witze die sind über Frauen, die nerven, und Männer, die schmutzen, das beweist ja leider schon der dauerpräsente Mario Barth zur Genüge. Im Unterschied zu dem aber zeigt sich Til Schweiger gegenüber seinen Kritikern immer wieder als überraschend kränkbar. Weshalb er mit „Zweiohrküken“ erneut versuchte, die Filmkritik auszuschalten, indem nur ausgewählten Pressevertretern gestattet wurde, das Werk vorab zu besichtigen. Man möchte dem verletzlichen Til tröstend zurufen, dass von den neun Komödien, die die deutschen Top Ten der vergangenen 40 Jahre füllen, einzig „Goodbye Lenin“ positiv besprochen wurde und die Filmkritik weder Wege gefunden hat, Bully Herbigs noch Ottos Künste zu goutieren. Womit ja auch schon ihre Ohnmacht bewiesen wäre. Weshalb man sich als Kritiker dann eher geschmeichelt fühlt von jener Filmszene in „Zweiohrküken“, in der ein Stadtmagazinverkäufer einen Titel feilbietet mit der Headline „Die 40 nervigsten Kritiker“. Danke, Til, für die schöne Hommage. BARBARA SCHWEIZERHOF

■ „Zweiohrküken“. Regie: Til Schweiger. Mit Til Schweiger, Nora Tschirner u. a. Deutschland 2009, 124 Min.

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