: POLITIK
PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt
Am Donnerstag wird im SO36 (Oranienstraße 190, 19 Uhr) über ein „Social Center 4 All“ gesprochen, also über ein Zentrum, in dem soziale Initiativen und ihre Mitglieder, Künstler_innen und Flüchtlinge völlig frei leben und arbeiten können. Ein Haus, so wie es – wenn auch ein bisschen verstaatlichter – am Alexanderplatz entstehen soll. Vertreter_innen aus vergleichbaren Initiativen in Leipzig, Berlin und Göttingen werden im Rahmen einer Podiumsdiskussion über ihre Erfahrungen berichten und selbstredend auch den Austausch mit dem Publikum suchen – und dass es im SO36 stattfindet, bedeutet ja, dass man mit großem Andrang rechnet. Es wird folglich sicher lebhaft werden.
Auf dem Joachimsthaler Platz dagegen wird am Samstag (14 Uhr) eine alljährlich stattfindende Spaßdemo abgehalten, „KAmpf DEm WEihnachtsterror!“ heißt ihr ulkiges Motto und tatsächlich soll dem Ku’dammkäufer und der KADEWE-Besucherin, die die Veranstalter_innen der Demonstration übrigens absolut glasklar als „Yuppies“ erkannt haben (gibt’s diese Young Urban Professionals eigentlich noch?), die Freude am Weihnachtsfest vergällt werden – als ob dies nicht bereits die zahlreichen lieblos dekorierten Büdchen tun und das Lichterkettengewirr und das Berliner Winterwetter. Dennoch kaufen die Leute an allen erdenklichen Plätzen in Berlin weiter wie bekloppt ein – genau dieser Konsum aber ist den Spaßdadaist_innen von der Orgagruppe ein Dorn im Auge. Daher muss gelärmt werden, natürlich für „Selbstorganisation, größtmögliche Freiheit und einer klassenlosen Gesellschaft“, denn drunter geht’s ja nicht.
Die Lunte (Weisestraße 53, 19 Uhr) wird dagegen am Sonntag zu dem Ort, an dem Psychiatriekritik geübt wird und zugleich „Alternativen zur Psychiatrie“aufgezeigt werden sollen. An diesem Abend soll es speziell um die „janusköpfige Psychiatrie“ gehen – denn, wie die Veranstalter_innen belegen können, wird zwar einerseits „ständig von Inklusion geredet, andererseits steigt die Zahl der Zwangseinweisungen“. Denn während einige Psychiatrierfahrene diese Institution als Hilfe begreifen, sind andere von dieser schwer traumatisiert und landen nicht selten auf der Straße. Was dagegen zu tun ist, soll nun hier erörtert werden.
In der Köpi (Köpenicker Straße 137, 20.30 Uhr) schließlich werden am Dienstag im Rahmen des Kulturtresens im AGH „Geschichten und Gedichte aus anarchistischen Zeitungen bis 1933“ vorgetragen und das unter dem Titel „Nicht mühsam“! Ach, Erich, magste da stöhnen, aber wenn’s gefällt, muss es wohl genau so sein! Es veranstaltet übrigens die honorige Gustav Landauer Denkmalinitiative.
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