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Flop des Jahres

Wanda: „Bussi“. Hedonistisches Rumgepose zum Mitschunkeln. Die Wiener Feuilletonlieblinge singen von „Amore“, so manches Herz will bei diesem Trash nur in die Donau stürzen und nie mehr auftauchen.

Peter Brötzmann: Jazzfest Berlin.Potenzgeballer eines Granden von gestern. Der Wuppertaler Freejazz-Saxofonist klang beim Berliner Konzert im Vergleich zum State of the Artder Gegenwart nichtssagend.

Das Jahr 2015.Fast jeder in meinem Bekanntenkreis musste in diesem Jahr unverhältnismäßig mehr Schicksalsschläge, private Katastrophen, Nervereien etc. hinnehmen.

Zoff um Jovi. Trotz Nominierung als „Best Francophone Act“ bekam der kamerunische Rapper Jovi seine offizielle Einladung für die „MTV Africa Music Awards“ in Durban, Süd­afrika, zu spät für den Visa-Antrag.

Papst Franziskus: „Wake Up!“. Franziskus führt die katholische Kirche mit einem Album ins 20. Jahrhundert. Dumm nur, dass wir im 21. Jahrhundert leben, auch musikalisch: Was ist „Wake Up!“ gegen Kanye Wests „Yeezus“?

Wanda: „Bussi“.Bisher dachte ich, mit diesen spießigen ­Alpenrockern würden sich nur austrosexistische Robert-Pfaller-Leser locker machen. Jetzt lassen es auch Rainald-Goetz-Fans krachen. No Amore!

Adele: „Hello“. „Hallo, ich bin’s“, so hat Adele sich nach vier Jahren zurückgemeldet, „Hallo, könnt ihr mich hören?“, fragt sie kurz darauf. Müssen wir ja wohl. Kein Entkommen. Kitschsoße tröpfelt vom Weihnachtsbaum.

„Menschen für Xavier Naidoo“.Eine ganzseitige Anzeige in der FAZ vom 28. 11., weniger Flop als Farce und Bestätigung für den elenden Zustand der populären Kultur „in diesem unserem Lande“ (Helmut Kohl).

Jochen Distelmeyer: „Otis“.Niemand wird seine Verdienste als Songschreiber infrage stellen. Distelmeyers Debütroman enttäuschte dagegen auf ganzer Linie. Lahme Story, bildungsbürgerlich überfrachtet.

Prince: "HITnRun Phase One".

Den Ruf des Alleskönners dürfte Prince mit diesem Album verspielt haben. Kirmes-EDM, vermarktet als Pop, exklusiv bei Tidal veröffentlicht, dem Streaming-Dienst von US-Rapstar Jay Z. Schlimm!

Taylor Swift.Schwarze zu Requisiten machen, den feuchten Traum des Kolonialismus per Video ausleben und Fans anzeigen, weil sie D-i-Y-Merchandising verkaufen: Taylor Swift liefert Stoff für mehrere Flops des Jahres.

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