Das Ding, das kommt
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Mumien wurden in Computertomografen geschoben, um eine Ausstellung in Hildesheim aufzupeppen. Manchmal fördert die Technik Erstaunliches zutage   Foto: dpa

Segen und Fluch der Technik

Es ist ein bisschen wie dieser Grusel-Spaß, den sich englische Lords im 19. Jahrhundert gegönnt haben: Im Anschluss an Napoleons ägyptische Expedition waren Mumien-Partys in Mode gekommen, bei denen britische Adlige gemeinschaftlich ägyptische Mumien auswickelten, in der Hoffnung auf Kostbares und ein bisschen Mumien-Fluch-Gänsehaut. Auch hierzulande lag nachweislich einmal eine beim Königsneffen Friedrich Karl von Preußen auf dem Billardtisch.

Wenn man heute etwas über mumifizierte Überreste herausfinden möchte, kann man sich das Auswickeln natürlich sparen. Statt auf den Tisch legt man sie in die Röhre. Um den Besuchern einer Mumien-Ausstellung im British Museum in London mehr zeigen zu können als zerscheuerten Stoff, steckten britischen Ägyptologen im vergangenen Jahr acht Mumien in einen Computertomografen. Allzu viel zutage gefördert haben sie dabei allerdings nicht: einen Spatel in einem Schädel, ein paar verstopfte Arterien und ein Tattoo.

Auch die Sonderausstellung „Mumien der Welt“ im Hildesheimer Roemer- und Peli­zaeus-Museum, die im Februar eröffnet werden wird, soll so aufgepeppt werden. Zwei Kindermumien wurden bereits im Sommer in den Computertomografen des Hildesheimer St.-Bernhard-Krankenhauses geschoben.

Am Montag kommen nun noch ein paar dazu: eine peruanische Mumie und eine vorspanische Guanchen-Mumie von den Kanarischen Inseln, dazu zwei Mumien aus den Hildesheimer Sammlungen. Eine davon ist die Mumie Idus II., eines Beamten aus dem Alten Reich, an der erstmals der Beweis erbracht worden ist, dass schon in der Pyramidenzeit Balsamierungssubstanzen zum Einsatz kamen.

Nicht immer aber fallen die Ergebnisse moderner bildgebender Verfahren wie der Computertomografie so eindeutig aus wie bei der „Mumie“, die ein Zehnjähriger 2013 im niedersächsischen Diepholz gefunden hat. Auch diese wurde in die Röhre geschoben. Mehr als 2.000 Jahre alt sei sie, befand anschließend ein Spezialist.

Tatsächlich entpuppte sich die „Mumie“ allerdings später als Plastikskelett nebst echtem Schädel, in dem ein Spielzeugpfeil steckte – ein metallischer Überzug hatte den Computer und dessen Interpreten ausgetrickst.

Manchmal ist moderne Technik eben nicht nur Segen, sondern auch Fluch. MATT