: Die Bürger zum Gärtner gemacht
Das alte Eisenbahngelände am Gleisdreieck soll zum Park umgestaltet werden. Bürger sind aufgerufen, an der Planung mitzuwirken. Dafür wird am Wochenende eine Erkundungstour über die verwilderte Brache angeboten
Ein leerstehender Postgüterbahnhof und einige Bahnhäuschen an Gleisen, die seit Jahren nicht mehr befahren werden, erinnern an eine längst vergangene Zeit am Gleisdreieck. Bislang konnten nur die Fahrgäste der U 2 einen Blick auf die in wilde Vegetation eingebetteten Relikte werfen. Die Linie fährt als Hochbahn quietschend quer über das unzugängliche Bahngelände. Von dort oben kann man auch die Bauarbeiten an der ICE-Trasse beobachten. Wenn die Nord-Süd-Verbindung fertig gestellt ist, sollen hier Schnellzüge im Fünfminutentakt vorbeirauschen. Und genau auf dieser unwegsamen Brache zwischen Yorckbrücken und Landwehrkanal, wo man vom Zuglärm aus Tagträumen gerissen wird, entsteht ein Park. Mit Hilfe der Bürger.
Unter der Brache liegen Bahntunnel. Diese verhindern das Graben tiefer, flächendeckender Fundamente, wie es für die Errichtung von hohen Gebäuden erforderlich wäre. Wenn man nicht tief buddeln kann, ist ein Park eine grüne Alternative. Das kommt dem Senat sogar gelegen. Die Landesregierung ist verpflichtet, als Ausgleich für die Bebauung am Potsdamer Platz eine Grünfläche für die Anwohner zu schaffen. 24 Millionen Euro sind für den Kauf und die Gestaltung des 30 Hektar großen Areals veranschlagt.
Vor der öffentlichen Ausschreibung muss die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung noch Vorgaben für die Parkgestaltung ausarbeiten. Und an diesem Punkt kommen die Anwohner ins Spiel.
Sie können ihre Wünsche und Vorstellungen einbringen. Wem dabei ein kurzer Blick aus der Vogelperspektive der U 2 nicht genügt, kann sich an diesem und am nächsten Wochenende einer Erkundungstour im künftigen Parkgelände anschließen.
Ein anderer Weg der Bürgerbeteiligung führt über das Internet unter www.gleisdreieck-dialog.de. Auf der Website können Interessierte Wünsche und Anregungen selbst schreiben oder lesen. Einige Anwohner haben ihre Meinung bereits angeführt. Die Vorschläge gehen weit auseinander. Manche wünschen sich Spielplätze für Kinder, Auslaufflächen für Hunde, Grillflächen oder Teiche, andere wollen gar keine Veränderung. Für sie ist die Bahnbrache mit ihrem Wildwuchs bereits ein Park.
„Mitte November werden alle Vorschläge ausgewertet und bei der Gestaltungsaufgabe für die Ausschreibung berücksichtigt“, sagt Helma Pritzkuleit von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung.
Bislang haben die Vorschläge der Anwohner eines gemein: die Sehnsucht nach einem „richtig ruhigen Stück Erde im Großstadtgequirl“. Für die Ruhe dürfen die Architekten bei der Gestaltungsplanung allerdings große Lärmschutzwände nicht vergessen. ANNE MÄRTENS
Die Erkundungstouren finden am 29./30. Oktober und am 5./6. November zwischen 10 und 14 Uhr statt. Treffpunkt zu jeder vollen Stunde ist der U-Bahnhof Gleisdreieck, Ausgang Luckenwalder Straße. Für das unwegsame Gelände ist festes Schuhwerk erforderlich.